Eine echte Sportfamilie

Phoenix Sport e.V. - Sei Du selbst die Veränderung!

Die stolzen Gründungsmitglieder von Phoenix Sport aus Hamburg beim Gruppenfoto am 1. April 2011. (Foto: Phoenix Sport )
Die stolzen Gründungsmitglieder von Phoenix Sport aus Hamburg beim Gruppenfoto am 1. April 2011. (Foto: Phoenix Sport )

„Unsere Sportlerinnen und Sportler sind einfach mega-stolz, dass sie Hamburg im Bundesfinale um die ,Sterne des Sports’ in Gold 2013 repräsentieren dürfen“, beschreibt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Andrea Sonnenberg die Stimmung, die seit dem 16. September bei Phoenix Sport e.V. herrscht. An diesem Abend konnte der erste Hamburger Sportverein, der von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung - gemeinsam mit ihren Eltern und Freunden - für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung gegründet wurde, den „Großen Stern des Sports“ in Silber 2013 in Empfang nehmen.

„Es war toll zu sehen, wie selbstsicher und mit welchem Selbstvertrauen sich unsere Sportler bei der Preisverleihung zwischen allen anderen Gästen bewegt haben. Für uns als Verein, aber gerade für unsere Mitglieder mit Beeinträchtigung ist diese Auszeichnung eine wichtige persönliche Würdigung. Sie zeigt ihnen, dass sie für ihr Engagement Wertschätzung in der Öffentlichkeit erfahren und nicht nur innerhalb des Vereins“, so Andrea Sonnenberg. „Und natürlich fahren wir mit dem Ziel nach Berlin zum Bundesentscheid, dass wir dort aufs Treppchen wollen. Das ist doch im Sport immer so. Man nimmt schließlich nicht an Wettbewerben teil, um nicht zu gewinnen“, sagt sie und lacht.

Eine Herzensangelegenheit mit Improvisation

Wofür die 4.000 Euro Siegprämie für den Hamburger Landessieg ausgegeben werden, steht noch nicht fest. Im Gespräch ist Räume anzumieten, um organisatorische Anforderungen und Praxisanteile zu bewältigen, fasst Andrea Sonnenberg zusammen. „Die Finanzierung von Räumen ist über Mitgliedsbeiträge nicht möglich, da diese bei uns sehr niedrig angesetzt sind, damit die Sportangebote von den Athleten wahrgenommen werden können und die Mitgliedschaft von deren eigenem Budget bezahlt werden kann.“

Phoenix Sport ist ein noch junger Verein. Schon die Entstehungsgeschichte zeigt, wie eng die persönlichen Bindungen hier sind. Kennen gelernt haben sich die Gründungsmitglieder in der Zeit, als Andrea Sonnenberg bei einem Hamburger Großsportverein als Übungsleiterin für Leichtathletik und Schwimmen Athleten mit Beeinträchtigung trainiert hat. Parallel zum Examen ihres Studiums lief der befristete Arbeitsvertrag aus und ihre Sportler formulierten einen klaren Wunsch: „Wir wollen weiter mit Dir Sport machen.“

Das war der Impuls, der schließlich zur Gründung von Phoenix Sport e.V. führte. Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Beeinträchtigung wollten in ihrem neuen Sportverein selbst mitbestimmen, welche Sport- und Freizeitangebote es geben sollte. Am 1. April 2011 gründeten 17 Personen den Verein – Phoenix Sport e.V. Ende Mai fanden die ersten Sportkurse statt und im Sommer ging es schon auf die erste gemeinsame Jugendreise. Heute hat Phoenix Sport 94 Mitglieder. Angeboten werden im Erwachsenenbereich Leichtathletik, Fußball und Schwimmen. Im Kinder- und Jugendbereich Schwimmen, Basketball und Psychomotorik.

„Wir hatten das Glück, dass wir bei unserer Idee von Anfang an toll unterstützt wurden. Der Hamburger Sportbund hat uns geholfen, und wir sind auf sehr viel positive Resonanz gestoßen“, erzählt Andrea Sonnenberg. Im Januar 2013 erhielt der Verein das Siegel der Deutschen Olympischen Gesellschaft, weil er in Hamburg auf einzigartige Weise den olympischen Gedanken umsetzt.

Verantwortung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

Seit 2012 gibt es eine eigene Vereinsjugend. Die Jugendvertreterin ist Elisa Voß, eine Sportlerin mit geistiger Beeinträchtigung. Zwei weitere Mitglieder mit geistiger Beeinträchtigung sind frisch gebackene Sportassistenten. „Unser Handlungskonzept beinhaltet, dass unsere Mitglieder mit geistiger Beeinträchtigung bei uns aktiv und durch die Übernahme von Verantwortung ins Vereinsleben mit eingebunden werden und verschiedene Funktionen, bzw. Ämter übernehmen können“, konkretisiert Andrea Sonnenberg.

Die Arbeit von Phoenix Sport zielt dabei nicht nur auf den motorischen Aspekt von körperlicher Ertüchtigung ab. Der Sport stellt eine Möglichkeit dar, beweglicher und sicherer zu werden und durch die gemachten Erfahrungen das Selbstvertrauen zu steigern. Sportliche Erfolge sind hierbei ganz individuell. „Ich habe in einem Schwimmkurs einen Jungen mit spastischen Lähmungen. Er hatte früher wahnsinnige Angst vor dem Wasser, weil er seine Bewegungen nicht kontrollieren konnte. Für ihn ist es ein riesiger Erfolg, dass er inzwischen alleine durchs Wasser laufen kann. Ich darf ihn bei Spielen sogar unter Wasser tauchen, das ist ein unglaublicher Fortschritt“, sagt Andrea Sonnenberg. „Und auch außerhalb des Wassers ist er sicherer und beweglicher geworden.“

Auch im Leistungssport tritt Phoenix Sport an. Benjamin Burgstaler ist amtierender Internationaler Deutscher Meister der Behinderten über 400 Meter. Mit 0:56,79 Sekunden holte er im Juni den Titel in seiner Startklasse.

Inklusion durch erworbene Fertigkeiten

„Beim Training passen wir die Anforderungen an den jeweiligen Entwicklungstand der Sportler an. Wir ermöglichen, dass der Lernprozess einer Bewegungshandlung ohne Zeitvorgabe erfolgen kann. Werden die Grundtechniken von den Sportlern beherrscht, haben die Sportler dann die Möglichkeit auch an anderen Förderaktivitäten teilzunehmen – z. B. den Basketballcamps des Hamburger Basketball Verbandes. Dort werden dann auch reaktiv Kontakte zu Sportlern ohne Beeinträchtigung eingeleitet und begleitet“, fasst Andrea Sonnenberg den Ansatz in Sachen Inklusion zusammen.

Eines der wichtigsten Ziele ist es, bald noch mehr ehrenamtliche Mitstreiter zu gewinnen. Der Verein hofft, dass die Medienberichte rund um die „Sterne des Sports“ Interesse für den Verein wecken und freut sich schon auf die gemeinsame Reise im Januar nach Berlin zur großen Abschlussgala.

Bei den „Sternen des Sports“ in Gold 2012 war für Hamburg der 1. FFC Elbinsel dabei, ein multi-ethnischer Fußballverein für Frauen und Mädchen aus Wilhelmsburg. Er hatte sich mit der Maßnahme „Fußball baut Brücken“ beworben.

(Quelle: wirkhaus)


  • Die stolzen Gründungsmitglieder von Phoenix Sport aus Hamburg beim Gruppenfoto am 1. April 2011. (Foto: Phoenix Sport )
    Die stolzen Gründungsmitglieder von Phoenix Sport aus Hamburg beim Gruppenfoto am 1. April 2011. (Foto: Phoenix Sport )