Haie auf Erfolgskurs

Als Maiwand Noor mit acht Jahren nach Hamburg gekommen ist, musste er ganz von vorne anfangen. Seine Familie war aus Kabul in Afghanistan vor der russischen Armee geflohen. Er sprach kein Deutsch, hatte keine Freunde und kannte die gesellschaftlichen Regeln in Deutschland nicht. Der Sportverein, bei dem er mit Taekwondo anfing, gab ihm damals wichtige Unterstützung. Der Trainer half ihm dabei, einen Schülerjob zu finden. Für Maiwand Noor blieb sein Verein eine wichtige Anlaufstellen - bis heute. Er arbeitet als Trainer und in der Vereinsleitung bei den Taekwondo Sharks e.V.

Mit ihrem „Ganzheitlichem Betreuungskonzept zu Integration und Förderung sozialer Kompetenzen“ haben sich die Taekwondo Sharks bei den „Sternen des Sports“ 2011 beworben. Die Unterlagen gingen an die Hamburger Volksbank eG und bescherten dem Verein den „Großen Stern des Sports“ in Silber 2011, also den Landessieg in der Hansestadt.

Ohne Bildung geht es nicht

„Wir kümmern uns um Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 19 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund. Dabei ist es uns wichtig, jeden von ihnen als eigenständige Persönlichkeit zu sehen und auf die individuellen Wünsche und Zukunftsträume einzugehen“, erklärt Maiwand Noor den Ansatz seines Vereins, der seit  2008 Stützpunktverein im DOSB-Programm „Integration durch Sport“ ist. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen dabei helfen, sich ein besseres Leben aufzubauen. Eine gute Bildung ist dabei entscheidend“, ist Maiwand Noor überzeugt.

Nicht alle Eltern legen so wie seine eigenen Wert darauf, dass ihr Kind Deutsch spricht und in der Schule Erfolg hat. Hier springt der Verein ein: Er bietet Hilfe bei den Hausaufgaben an oder spricht bei Problemen in der Familie mit den Eltern. „Viele von uns Trainern kennen die Schwierigkeiten, mit denen die Kinder zu kämpfen haben, aus eigener Erfahrung. Wir können ihnen vermitteln, dass wir sie ernst nehmen und sie glauben uns, was wir ihnen sagen“, beschreibt Maiwand Noor seine Erfahrungen. „Uns ist es ganz wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen durch den Sport lernen, dass man belohnt wird, wenn man hart für etwas arbeitet – auch in der Schule.“

Der Erfolg der Mitglieder gibt den Taekwondo Sharks Recht: Viele Vereinsmitglieder, die früher in der Schule Probleme hatten, haben mittlerweile das Abitur geschafft oder ein Studium abgeschlossen. Außerdem engagieren sie sich im Verein als Trainer oder Trainerinnen bzw. im Vereinsmanagement. Aber auch sportlich mischen sie ganz oben mit, haben Titel geholt und sind in die deutsche Taekwondo-Nationalmannschaft berufen worden.

Mehr Angebote für Mädchen und Frauen

Ein wichtiges Ziel für die Zukunft sieht Maiwand Noor darin, mehr Mädchen und Frauen als Mitglieder zu gewinnen. Taekwondo-Training und Selbstverteidigungskurse sind geplant. Mit der Ausbildung von Lina Maiwand zur Trainerin hat der Verein dafür schon eine wichtige Voraussetzung erfüllt, gerade um muslimische Mädchen anzusprechen.

Die Finalteilnahme – eine große Ehre

Zum Bundesfinale der „Sterne des Sports“ in Gold 2011 fahren die Taekwondo Sharks mit dem Gefühl, schon viel erreicht zu haben. „Wir sind ein kleiner Verein. Für uns war der Landessieg in Hamburg schon eine Überraschung. Wir wissen, dass auch andere Vereine gute Konzepte haben“, räumt Maiwand Noor bescheiden ein. „Aber dass wir für Hamburg im Bundesfinale dabei sind, das ist für uns eine große Ehre und eine Riesenfreude.“

Das Geld für den Landessieg in Hamburg haben die Sharks in neue Taekwondo-Anzüge investiert. Wenn der Verein vom Bundesfinale wieder einen Scheck mit nach Hause bringt, soll das Geld in Renovierungsarbeiten oder den Umzug in einen neuen Trainingsraum fließen.

(Quelle: wirkhaus)