Besser als der spektakulärste Fallrückzieher

Der 1. FFC Elbinsel Hamburg - Wilhelmsburg e.V. ist der Gewinner des „Großen Stern des Sports“ 2012 in Silber in Hamburg.

"Mädchen-Fußball beim 1.FCC Wilhelmsburg in Hamburg. (Quelle: 1. FCC Wilhelmsburg)
"Mädchen-Fußball beim 1.FCC Wilhelmsburg in Hamburg. (Quelle: 1. FCC Wilhelmsburg)

Jeder schießt gern Tore. Das geht den Spielerinnen des 1. FFC Elbinsel Hamburg - Wilhelmsburg e.V. nicht anders als anderen. Doch die Tore, die den Fußballerinnen in Hamburg die größte Freude machen, sind nicht unbedingt die, bei denen der Lederball im Netz landet. „Natürlich ist es für uns ein toller Erfolg, wenn wir ein gutes Spiel abliefern. Doch uns ist es wichtiger, als Verein den Kindern so etwas wie eine zweite Familie zu sein“, meint Cordula Radtke, die Vorsitzende des 134 Mitglieder zählenden Vereins.

Dass es der kleine Frauen-Fußball-Club in einem von den so genannten Problembezirken der schmucken Hansestadt tatsächlich schafft, Kindern und Jugendlichen ein Familienersatz zu sein, dafür wurde der 1.FFC Elbinsel mit dem „Großen Stern des Sports“ 2012 in Silber und dem Landessieg beim Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und den Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) ausgezeichnet. Der Verein hatte seine Bewerbung mit der Maßnahme „Fußball baut Brücken“ bei der Hamburger Volksbank eG eingereicht.

Miteinander der Nationen

Der Stadtteil Wilhelmsburg wird gern als sozialer Brennpunkt bezeichnet. Auf der Elbinsel haben 55 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund, viele sozial schwache Familien leben hier. „Im Gegensatz zu anderen Vereinen steht für uns nicht die Leistung unserer Sportlerinnen im Vordergrund. Dafür werden wir manchmal belächelt“, erzählt Cordula Radtke. „Wir haben ein anderes Ziel, nämlich Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund zum Sporttreiben zu motivieren und ihnen gleichzeitig soziale Kompetenzen zu vermitteln.“

Seit 2006 gibt es den Club, der mit der Absicht gegründet wurde, einen multiethnischen Fußballverein für Mädchen und Frauen aufzubauen. Der Kampf gegen Rassismus und das Bemühen um kulturelles Miteinander sind wesentliche Punkte der Vereinssatzung.

Reden hilft

„Manchmal ist die Familie eine Hürde, die Mädchen am Fußball-Training hindert“, berichtet Cordula Radtke. „Dann reden wir mit den Eltern, besuchen sie zu Hause oder laden sie zu uns ein und für die sprachlichen Barrieren suchen wir uns Übersetzer.“ Das überzeugt die meisten: „Ein türkisches Mädchen durfte zuerst nicht bei uns spielen. Heute reist meistens die gesamte Familie mit zu jedem Spiel und nicht nur der Vater ist unglaublich stolz auf seine sportliche Tochter. Da entsteht eine Gemeinschaft“, lächelt die Vereinsvorsitzende.

Der 1. FFC Elbinsel bietet Sport interkulturell in vielen Schattierungen und in enger Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern aller Couleur. Eines davon ,„Kick it like Africans“, richtet sich an Mädchen und Frauen mit Wurzeln in afrikanischen Ländern. „Das ist eine Zielgruppe, die schwer zu erreichen ist. Wir gehen direkt auf sie zu. Heute sind 25 Prozent unserer Vereinsmitglieder Afrikanerinnen“, so Cordula Radtke stolz, der es wie ihren sechs Übungsleiter-Kollegen beim Training um die Vermittlung von Werten wie Teamgeist, Toleranz und Fairness geht.

Großes Dankeschön und hohe Wertschätzung

Ein Drittel der 5.000 Euro Siegprämie fließt in die integrativen Projekte, das übrige Geld wird für Trainingskleidung und die Ausbildung der Ehrenamtlichen verwendet. „Der ‚Große Stern des Sports‘ in Silber ist eine unwahrscheinlich hohe Wertschätzung unserer Arbeit, und wir sind wahnsinnig stolz darauf. Es ist für alle, die sich ehrenamtlich engagieren und viel Urlaub und Freizeit in diese Arbeit investieren, eine großes Dankeschön und der Lohn für das, was wir täglich leisten“, freut sich Cordula Radtke.

Auf die Verleihung der „Sterne des Sports“ 2012 in Gold, bei der Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin die Preise überreicht, ist sie gespannt: „Dort unter die ersten zehn zu kommen, wäre für uns das Sahnehäubchen als kleiner Einspartenverein. Aber für uns ist das auf Landesebene schon eine tolle Sache! Vor allem freuen wir uns aber auf die Gespräche und den Erfahrungstausch mit den Preisträgern aus den anderen Bundesländern. “

(Quelle: wirkhaus)


  • "Mädchen-Fußball beim 1.FCC Wilhelmsburg in Hamburg. (Quelle: 1. FCC Wilhelmsburg)
    "Mädchen-Fußball beim 1.FCC Wilhelmsburg in Hamburg. (Quelle: 1. FCC Wilhelmsburg)
  • Am Tag des "Mädchenfußballs 2012" tanzen Teilnehmerinnen der afrikanischen Gruppe "African Dance and Rhythm" vom 1. FCC Wilhelmsburg. (Quelle: 1. FCC Wilhelmsburg)
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