„Integrationssport in Hoisbüttel ist gelebte Wirklichkeit“

Thomas Niggemann vom Landessportverband Schleswig-Holstein räumt dem Hoisbüttler Sportverein gute Chancen beim Bundesfinale der „Sterne des Sports“ ein.

Thomas Niggemann vom Landessportverband Schleswig-Holstein ist auf das Finale der "Sterne des Sports" gespannt. (Quelle: LSV SH)
Thomas Niggemann vom Landessportverband Schleswig-Holstein ist auf das Finale der "Sterne des Sports" gespannt. (Quelle: LSV SH)

Thomas Niggemann war Mitglied der Landesjury der „Sterne des Sports“ in Schleswig-Holstein. Im Gespräch erzählt der Macher vom Landessportverband Schleswig-Holstein, warum es wichtig ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren und wie das beim Hoisbütteler Sportverein umgesetzt wird.

Lieber Herr Niggemann,
der Hoisbütteler Sportverein ist Sieger des „Stern des Sports“ 2012 in Silber und vertritt Schleswig-Holstein beim Bundesfinale des Wettbewerbs. Mit welchem Angebot hat sich der Verein bei den „Sternen des Sports“ beworben?


Der Hoisbütteler Sportverein aus dem Kreis Stormarn, arbeitet seit vielen Jahren vorbildlich und wegweisend im Themenbereich Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. In verschiedenen Sportgruppen lebt der Verein das Motto "Integration statt Isolation – gemeinsam statt einsam". Den Verantwortlichen in Hoisbüttel ist es dabei wichtig, dass der Sport ein idealer Bereich für Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen ist. Sie möchten, dass in ihrem Verein Menschen mit und ohne Behinderung sowie Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen miteinander Sport treiben und ihre Freizeit gestalten, wodurch Befangenheit, Ängste und Vorurteile abgebaut werden und man von einander lernen kann.

Das Angebot, ist vielfältig und bunt. Im Hoisbütteler SV gibt es  für Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, in einer festen Gruppe Sport zu treiben oder auch verschiedene freie Angebote zu nutzen, die mehrfach wöchentlich angeboten werden. Diese Angebote werden von Fachkräften betreut und angeleitet. Es gibt aber auch viele feste Gruppen für die Zielgruppe wie Floorball, Fußball und Boccia, in denen zu festgelegten Zeiten trainiert wird.
Die Jury für die "Sterne des Sports" in Schleswig-Holstein hat den „Stern des Sports“ in Silber vor allem deshalb an den Hoisbütteler SV vergeben, weil Integrationssport in Hoisbüttel gelebte Wirklichkeit ist.

Warum ist es wichtig, dass behinderte und nicht-behinderte Menschen zusammen Sport treiben können?

Im Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention wird die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit ohne Behinderung an Sportaktivitäten explizit festgeschrieben und entsprechende Maßnahmen zum barrierefreien Zugang zu den Sportstätten, sowie zu den Angeboten und deren Entwicklung aufgezeigt.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit oder mit drohender geistiger und /oder körperlicher Behinderung sowie chronischer Erkrankung sollten die Möglichkeit zur unmittelbaren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Dazu gehört, dass im organisierten Sport Menschen mit Behinderung ermöglicht wird, zwischen Angeboten in homogenen Behindertensportgruppen oder in Gruppen ohne speziellen Bezug zum Sport von Menschen mit Behinderungen, Sport zu treiben.

Das gemeinsame Sporttreiben ist vor allem deshalb so wichtig, weil Unterschiede und Abweichungen gerade in Sportgruppen zwar wahrgenommen, aber weder in Frage gestellt noch als Besonderheit gesehen werden.

Normal sind gerade im Sport die Vielfalt und das Vorhandensein von Unterschieden. Gerade heute, meine ich, stellt die Inklusion eine der großen Herausforderungen der Gesellschaft in unserer Zeit dar. An vielen Orten und an vielen Stellen und vor allem im vereinsgebundenen Sport ist diese bereits weiter fortgeschritten, als es die meisten Menschen wahrnehmen. Das Engagement des Hoisbütteler SV  ist dafür ein herausragendes Beispiel.

Räumen Sie dem Verein aus Schleswig-Holstein eine Chance auf einen der vorderen Plätze bei den „Sternen des Sports“ in Gold ein, die Bundespräsident Joachim Gauck am 29. Januar 2013 in Berlin übergibt?

Bei den "Sternen des Sports" in Gold werden herausragende Beispiele der Vereinsarbeit aus allen Bundesländern präsentiert und ausgezeichnet. Diese Angebote sind vielfältige Beispiele für eine innovative Vereinsentwicklung. Natürlich würde ich mich freuen, wenn unser Landessieger, der Hoisbütteler SV, einen der vorderen Plätze belegen würde. Entscheidend ist aber, dass der Verein, unabhängig von der Platzierung, für seine herausragende Arbeit gewürdigt wird und das besondere Erlebnis hat, bei der Verleihung der "Sterne des Sports" in Berlin dabei zu sein.

Worin unterscheiden sich die „Sterne des Sports“ von anderen Wettbewerben bzw. worin liegt das Besondere des Wettbewerbs?

Bereits seit neun Jahren vergeben der Deutsche Olympische Sportbund und die Volksbanken Raiffeisenbanken die "Sterne des Sports", die mit einer Geldprämie auf kommunaler,  Landes- und Bundesebene verbunden sind. Für mich ist das Besondere an dieser Auszeichnung, dass die Sterne des Sports an Sportvereine für ihr soziales Engagement vergeben werden. Es geht bei diesem Preis nicht um "höher, schneller, weiter" und auch nicht um das Hervorheben einzelner Sportlerinnen und Sportler, die eine besondere Höchstleistung erbracht haben.

Vielmehr wird das Engagement der Vereine aufs Podest gehoben und es wird sichtbar gemacht, was häufig im Verborgenen bleibt, da es sich hinter verschlossenen Hallentüren oder auf Sportplätzen hinter Mauern abspielt. Die Leistungen, die unsere Vereine im Bereich der sozialen Integration, der Betreuung von Kindern und Jugendlichen, der Angebotsvielfalt für ältere Menschen und im Gesundheitssport erbringen, sind herausragend und vielfältig. Die "Sterne des Sports" ermöglichen, dass diese Leistungen gewürdigt und transparent gemacht werden.

Wichtig ist auch, dass die ausgezeichneten kreativen und innovativen Initiativen der Vereine im Rahmen des Wettbewerbs dargestellt werden und so andere Vereine motiviert werden, auch mit ihren Angeboten auf besondere  gesellschaftliche Probleme wirksam zu reagieren.

Die "Sterne des Sports" heben sich daher in besonderer Weise von anderen Auszeichnungen im Sport ab, da sie die Arbeit der Sportvereine direkt fördern und ihr gesellschaftlich wichtiges Engagement deutlich machen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Quelle: wirkhaus)


  • Thomas Niggemann vom Landessportverband Schleswig-Holstein ist auf das Finale der "Sterne des Sports" gespannt. (Quelle: LSV SH)
    Thomas Niggemann vom Landessportverband Schleswig-Holstein ist auf das Finale der "Sterne des Sports" gespannt. (Quelle: LSV SH)