„Die Sportvereine können mehr“

Staatssekretär Bernd Neuendorf erkennt in Sportvereinen vielfältige Potentiale, die über das reine Sporttreiben hinausgehen.

Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Nordrhein-Westfälischen Sport-Ministerium. (Quelle: www.mfkjks.nrw.de)
Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Nordrhein-Westfälischen Sport-Ministerium. (Quelle: www.mfkjks.nrw.de)

Bernd Neuendorf ist Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und setzt sich für den Wettbewerb „Sterne des Sports“ ein. Im Interview erzählt er, warum die „Schwimmfreunde Rheurdt“ in diesem Jahr Gewinner der „Sterne des Sports“ in Silber und Landessieger geworden sind.

Lieber Herr Neuendorf,
warum unterstützen Sie den Wettbewerb „Sterne des Sports“?

Zunächst einmal begrüße ich den Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken, weil er ein herausragendes ehrenamtliches Engagement würdigt und damit die Bürgergesellschaft stärkt. Wir unterstützen den Wettbewerb auch deshalb, weil es uns als Sportministerium wichtig ist, die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports deutlich zu machen, die weit über das allgemeine Sporttreiben und den reinen sportlichen Wettkampf hinausgeht. Das Engagement unserer Sportvereine in der gesundheitlichen Prävention und Rehabilitation, in der Jugend- und Integrationsarbeit sowie im Bemühen um die Inklusion behinderter Menschen wird durch diese Initiative ins Rampenlicht gerückt. Außerdem ist die Auszeichnung Ansporn für zahlreiche andere Vereine. Die Berichterstattung zu den prämierten Projekten in den Medien gibt Denkanstöße und trägt Anregungen in die Vereine, aber auch in die Gesellschaft und schafft so einen Mehrwert für alle.

Welche Bedeutung haben die Sportvereine für NRW?

Natürlich können Bewegung, Spiel und Sport auch unabhängig vom Vereinsleben individuell betrieben werden. Die Sportvereine aber können mehr: Sie bieten Gemeinschaft, sie führen Menschen zusammen. Sie vermitteln Werte und geben diese weiter, besonders durch ihren Beitrag zur Bildung von Kindern und Jugendlichen. Fairness, Teamgeist, Chancengleichheit, Toleranz und Respekt werden im Sport mit transportiert. Dazu gehört auch eine eindeutige Haltung gegen Doping, Medikamentenmissbrauch, Manipulation, Rassismus, Gewalt und Homopho-bie. Das geschieht nicht automatisch, aber mit seinem einzigartigen, eigenen Aus- und Fortbildungssystem investiert der organisierte Sport gezielt in die Vermittlung demokratischer Werte. Vereine fördern so Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

Welche Konsequenzen hat das für die Politik?

Nirgendwo engagieren sich so viele Menschen freiwillig und ehrenamtlich wie in den Sportvereinen. Dieses ehrenamtliche Engagement stabilisiert unser Gemeinwesen und wird oft mit Recht als „Kitt der Gesellschaft“ beschrieben. Deswegen konzentriert sich die Sportpolitik des Landes bewusst auf den selbstorganisierten Sport in Vereinen, Verbänden und Bünden. Die Landesregierung wird deshalb auch in Zukunft Aktivitäten, die dazu geeignet sind, dass viele Menschen im Verein Sport treiben und viele von ihnen sich im Verein engagieren, unterstützen. Hierfür haben wir sportpolitisch in Nordrhein-Westfalen mit der Koalitionsvereinbarung, dem Pakt für den Sport und einem neuen Breitensportprogramm eine verlässliche Grundlage gelegt.

In diesem Jahr konnten sich die Schwimmfreunde Rheurdt über den Landessieg freuen. Warum hat dieser Verein den „Stern des Sports“ in Silber verdient?

Die Schwimmfreunde Rheurdt e.V. sind ein hervorragendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft, wenn Bürgerinnen und Bürger mit Gemeinsinn sich uneigennützig für andere einbringen. Durch das besondere Engagement des im Mai 2011 gegründeten Vereins konnte der Erhalt des örtlichen Hallenbades und damit der Bäderbetrieb sichergestellt werden. Die Schwimmfreunde Rheurdt haben es geschafft, dass das Hallenbad auch in Zukunft für das Schulschwimmen, das Vereins- und DLRG-Training, für die Prävention und Gesundheitsförderung breiter Bevölkerungskreise, aber auch als Ort für soziale Kontakte und Kommunikation zur Verfügung steht. Sie sind ein Musterbeispiel dafür, wie durch Vereinsmitglieder für die Gemeinschaft vieles geschaffen werden kann, ohne dass stets nach staatlicher Unterstützung nachgesucht wird.

Welches Zeichen haben die Schwimmfreunde Rheurdt e.V. mit ihrem Kampf für den Erhalt des Schwimmbades gesetzt?

Mit ihrem Kampf für den Erhalt des Schwimmbades haben die Schwimmfreunde Rheurdt e.V. ein deutliches Zeichen gegen die Schließung von Bädern gesetzt. Obwohl wir zum Glück in Nordrhein-Westfalen noch eine dichte Bäderlandschaft haben, sind auch wir als Sportministerium über jede neue Meldung von Bäderschließungen besorgt. Schwimmen ist eine Kulturtechnik, wie Lesen und Schreiben und ist unverzichtbarer Bestandteil des Erziehungs- und Bildungsauftrages von Schule. Vorhandene Wasserflächen sind nun mal die Grundvoraussetzung für Schwimmunterricht und Schwimmsport.  Wir brauchen noch mehr Vereine wie die Schwimmfreunde Rheurdt!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Quelle: wirkhaus)


  • Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Nordrhein-Westfälischen Sport-Ministerium. (Quelle: www.mfkjks.nrw.de)
    Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Nordrhein-Westfälischen Sport-Ministerium. (Quelle: www.mfkjks.nrw.de)