Sprachentwicklung durch Sport

Großer Stern des Sports“ in Silber an den Berliner Verein SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V. vergeben.

Mit Kampfgeist
Mit Kampfgeist

„Gib mich die Kirsche!“ So hat der ehemalige Borussia Dortmund-Stürmer Lothar Emmerich einst von seinem Mitspieler den Ball gefordert. Was damals funktionierte, würde heute beim SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V. einen „linguistischen Freistoß“ nach sich ziehen. Denn hier geht der sportliche Erfolg nur über die korrekte Verwendung der deutschen Sprache. Der Verein konnte mit seiner Maßnahme „Sprachentwicklung durch Sport“ überzeugen und bekam von der Berliner Volksbank eG und dem Landessportbund Berlin den „Großen Stern des Sports“ in Silber verliehen.

Als der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 die Betreuung einer Arbeitsgemeinschaft „Fußball“ an der Gustav-Folke-Grundschule im Berliner Bezirk Mitte übernommen hatte, ging es zunächst nur darum, das runde Leder so oft wie möglich ins gegnerische Tor zu befördern. Doch bald wurde klar, dass bei den Kindern nicht nur die fußballerischen Fähigkeiten weiterentwickelt werden mussten. Die Kommunikation auf dem Spielfeld war geprägt durch einen rüden Umgangston und sprachliche Defizite. Die Kinder verwendeten einen „Ghettoslang“, wobei ihnen selbst die einfache Verwendung der deutschen Sprache nur mangelhaft gelang.

Hier musste etwas getan werden – ein neues Regelwerk musste her und die Lösung hieß: Sprachfoul! Fortan wurde jeder, der ein Schimpfwort benutzte, nicht in richtigen Sätzen sprach, Wörter „verschluckte“ oder einfach zu faul war, korrekt zu sprechen, zurückgepfiffen. Das Finden der richtigen Worte und des korrekten Satzbaus war anfangs erklärungs- und zeitintensiv. Doch Erfolgserlebnisse stellten sich schnell ein. Auf dem Spielfeld waren mit einem Mal vollständige Sätze wie „Pass auf, dass Du den Pass mit der Innenseite spielst“ zu hören. Und Lehrer und Erzieher berichteten, dass sich die Maßnahme positiv auf den Schulalltag augewirkt habe. Neben dem hohen Lerneffekt kommt der Spaß am Spiel aber nicht zu kurz – wie die große Nachfrage an dem Projekt belegt.

Idee als Initialzündung

Das Konzept hat sich bewährt. Nun soll das Beispiel Schule machen. Für die Zukunft hat der Verein weitere AGs geplant. Neue Kooperationen mit Grundschulen sind in Planung. Der Verein, der sich selbst als kosmopolitisch und weltoffen bezeichnet, will das Konzept auch in Kitas mit hohem Migrantenanteil umsetzen, in ein wenig abgewandelter Form.

Das Tempo, das der Berliner Verein bei der Ausgestaltung seiner Maßnahme vorlegt ist sinnbildlich für seine Gesamtentwicklung. 2008 gegründet – also gerade einmal vor zwei Jahren - stieg die Mitgliederzahl im selben Jahr auf 180 und wuchs 2009 auf 400 an. Aktuell zählt der Verein 1.100 Mitglieder, bis zum Jahresende sollen es 1.500 sein.

Der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte hat seinem Namen alle Ehre gemacht und den „Großen Stern des Sports“ in Silber auf Länderebene gewonnen. Der LSB Berlin und die Berliner Volksbank, die sich zum fünften Mal in Folge an den „Sternen des Sports“ beteiligt, überzeugte die ungewöhnliche Idee und der Ansatz, Sprache als unabdingbares Bindeglied zwischen den Kulturen zu fördern. Mit Spannung kann erwartet werden, wie das neuartige Konzept des Sportvereins auf der Bundesebene des Wettbewerbs bewertet wird. Im Februar 2011 werden in der Berliner DZ-BANK die „Sterne des Sports“ in Gold vergeben und die Berliner sind der erste Verein, der sich für die Abschlussgala qualifiziert hat.


  • Mit Kampfgeist
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  • ... Spaß und
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  • ... Teamgeist und immer sprachlich fair (alle Fotos: Andreas Prossliner)
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