„Unser Holzweg führt mitten ins Glück“

Beim Berliner Wander-Segler-Verein 1922 e.V. dreht sich alles um Boote, Segel und Knoten - und um die große Freiheit auf dem Wasser.

Bild 1: Der "Feuervogel" bei seinem ersten Pressetermin im Mai 2013 vor der Taufe
Bild 1: Der "Feuervogel" bei seinem ersten Pressetermin im Mai 2013 vor der Taufe

Vor 91 Jahren, im Jahr 1922, wurde der Wander-Segler-Verein in Spandau gegründet. Er zählt heute rund 100 Mitglieder und damit zu den kleinen Sportvereinen der Hauptstadt. Groß sind die Segler allerdings im Sammeln von Titeln, auch außerhalb von Wettkämpfen und Regatten. 2001 wurden die Spandauer vom Landessportbund Berlin zum „Familienfreundlichsten Verein“ gekürt. Im selben Jahr verlieh auch die Zeitschrift segeln den Titel „Verein des Monats“. Seit dem 17. Oktober ist der Wander-Segler-Verein 1922 e.V. auch Preisträger des „Großen Stern des Sports“ in Silber 2013, verliehen von der Berliner Volksbank eG und dem Landessportbund Berlin e.V..

Von der Pike auf gelernt

Wer denkt, Berlin besteht nur aus Großstadtlärm und Abgasen, der war noch nicht bei den Berliner Wander-Seglern in Spandau. Der Verein hat seine Anlage zwar nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Und doch taucht man dort, am Kleinen Stößensee, in eine andere Welt ein, inmitten der Natur zwischen Havel und Grunewald.

„Bei uns hier draußen kann man wirklich abschalten“, sagt der Vereinsvorsitzende Andreas Moser. Vor allem an den Wochenenden herrscht im Clubhaus und auf der Steganlage reger Betrieb. Dann werden unter anderem die Kleinsten an den Segelsport herangeführt. „Unser jüngstes Mitglied ist sechs Jahre alt. Das ist ein optimales Alter, um zu beginnen“, so Andreas Moser. Der Vereinsvorsitzende hat sich selbst in den letzten Jahren um den Nachwuchs gekümmert und erklärt, wie der Einstieg der Kinder in die Sportart abläuft. „Als allererstes muss jedes Kind einen Schwimmnachweis erbringen, um bei uns dabei zu sein. Sicherheit ist das oberste Gebot. Wenn das erledigt ist, sitzen die Kleinen eigentlich auch schon direkt im Opti“, so Andreas Moser.

Opti ist der Kurzname für die Bootsklasse Optimisten-Jolle, in der Kinder und Jugendliche das Segeln lernen. Ein Opti ist nur etwa 2,30 Meter lang und hat ein Sprietsegel. „Zuerst geht es darum, einfach ein Gefühl für das Boot und das Wasser zu bekommen, die Pinne zu halten und ein paar Meter zu paddeln“, erklärt Andreas Moser. Danach lernen die Kinder spielerisch die Regeln, Knoten und Kommandos. Nach 10 bis 15 Trainingstagen sind die meisten schon fit. Zwei Mal im Jahr gibt es dann die Möglichkeit einer Segelschein-Prüfung für die Jüngsten.

We are family

Im Wander-Segler-Verein geht es familiär zu. „Die Kinder, die zu uns kommen, werden in der Regel von ihren Eltern begleitet. Damit Mütter und Väter nicht tatenlos am Ufer warten,  holen wir meist auch sie relativ schnell ins Boot“, erzählt Andreas Moser. So entstand in den letzten Jahren ein funktionierendes Netzwerk. Einige Eltern sind inzwischen fest als Helfer in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden.

Das reicht dem Vereinsvorsitzenden aber noch nicht. Andreas Moser hat ein klares Ziel: alle Vereinsmitglieder jeden Alters zusammenzubringen. Da das traditionell bei unterschiedlichen Interessen und Trainingszeiten nicht ganz so einfach ist, musste eine Idee her. Und die kam Andreas Moser durch die Gemeinsamkeit, die alle im Verein verbindet: die Begeisterung für Boote.

Ein Robinson für´s Wasser

„Ich hatte die Vision von einem Boot, das wir alle gemeinsam bauen“, erzählt der Vereinsvorsitzende. Der Weg dahin war leichter als gedacht. Es gibt Bausätze für nahezu alle Bootsarten und so wurde beschlossen, mit vereinten Kräften einen Robinson-Kutter zu bauen. „Ein Robinson ist ein etwas zu groß geratener Opti. Er ist eher eckig und kanting und nicht wirklich windschnittig. Aber dafür ist er unheimlich vielseitig. Zum Segeln ist eine richtige Mannschaft von drei bis fünf Kindern nötig, denn ohne Teamwork geht's nicht voran“, erklärt Andreas Moser.

Die Planungsphase für „Wir bauen ein Boot“ begann im November 2011. Alle im Verein waren von der Idee begeistert. Und so machten sich auch alle gleich mit vereinten Kräften ans Werk, als der Bausatz geliefert wurde. „Unsere jungen Vereinsmitglieder begannen sofort mit dem Bau, während die Erwachsenen das Werkzeug beisteuerten und mit Rat und Tat zur Seite standen. Es war toll zu sehen, wie Hand in Hand gearbeitet wurde und alle ihren Platz bei der Sache fanden. Und ganz nebenbei lernten sich alle besser kennen und wertschätzen“, erzählt Andreas Moser.

Die Geburt des Feuervogels

Insgesamt 18 Wochenenden lang wurde im Vereinsheim in Spandau gewerkelt, gehämmert, geleimt und gestrichen, bis das Boot fertig war. Ein erhebender Moment für alle. „Jeder, der schon einmal selbst etwas gebaut hat, kennt dieses Gefühl. Man platzt fast vor Stolz. Und wenn so etwas dann noch in der Gemeinschaft erfolgt, potenziert sich die Freude über das Ergebnis nochmal um ein Vielfaches“, sagt Andreas Moser voller Stolz.

Im Mai 2012 wurde der Robinson auf den Namen „Feuervogel“ getauft und zu Wasser gelassen. Den Namen hat das Boot seinen roten Segeln zu verdanken. Inzwischen wurde es bereits für diverse Ausflüge genutzt und ist der ganze Stolz des Vereins. Und offenbar hat es die Begeisterung und Liebe zu Holzbooten im Verein neu geweckt. Mit den 4.000 Euro Preisgeld, die mit dem Gewinn des „Großen Stern des Sports“ in Silber für Berlin verbunden sind, sollen in den Wintermonaten ältere Boote des Vereins saniert werden. Natürlich wieder in Gemeinschaft, denn dieses Wort wird im Wander-Segler-Verein 1922 e.V. nicht nur groß geschrieben, sondern auch gelebt.

(Quelle: wirkhaus)


  • Bild 1: Der "Feuervogel" bei seinem ersten Pressetermin im Mai 2013 vor der Taufe
    Bild 1: Der "Feuervogel" bei seinem ersten Pressetermin im Mai 2013 vor der Taufe
  • Bild 2: Der "Feuervogel" und seine Erbauer
    Berlin 800 2 Wandersegler F