Fußball baut Brücken – Training mit Körperbehinderten beim SC Neuburgweier

„Ich wollte das Fußballspiel für die Kinder mit Behinderungen direkt erlebbar machen“, sagt Günter Bechtold, Jugendtrainer beim SC Neuburgweier e. V. zu. Daraus entstand die Idee zur Zusammenarbeit mit der Schule für Körperbehinderte Karlsbad. Der erste Kontakt kam Anfang 2004 zustande. „Der Funke sprang ganz schnell über.“ Lothar Reisinger, Konrektor der Schule, war sofort überzeugt und stellte eine Trainingsstunde pro Woche fest in den Stundenplan seiner Schüler ein. Etwa zehn Jugendspieler des SC und 25 Schüler mit Behinderungen treffen sich seither regelmäßig auf dem Rasen. Sie sind zwischen 11 und 15 Jahre alt.

„Der Ball kam schnell ins Rollen“, sagt Günter Bechtold. Die Spieler der Jugendabteilung des SC kommen zu dem Training in die Karlsbader Schule und übernehmen die Patenschaft über jeweils einen Schüler. „Es ist ein Tandem-Training zwischen unseren jungen Fußballern und den Schülern.“ Die meisten sind gehbehindert, einige sitzen im Rollstuhl. Aber sie üben Kopfball, Dribbeln und Elfmeterschießen. Das gemeinsame Training ist für beide Seiten eine wertvolle Erfahrung. „Es fördert Motivation, sozialen Umgang und auch die körperliche Leistungsfähigkeit“, sagt Schulkonrektor, Lothar Reisinger. Und die jungen Spieler vom SC Neuburgweier sind als Paten und Co-Trainer gefordert und lernen Barrieren abzubauen und offen mit Krankheit und Behinderung umzugehen. Das alles wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jungen aus. „Statt Konkurrenz und Wettkampf stehen bei uns gegenseitige Hilfe und Unterstützung im Vordergrund.“

Die Arbeit wird beachtet sogar in der Fußball-Bundesliga

Hilfe und Unterstützung erfährt das Projekt auch von außen. Beim jährlichen großen Sportfest, packen Schüler anderer Schulen der Umgebung mit an und helfen bei Planung, Organisation und Aufbau. Auch in der Politik, den Medien und der Sportwelt stößt das Projekt des SC Neuburgweier auf Anerkennung. Es gab bereits Einladungen und Besuche beim VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC.

Was vor knapp fünf Jahren als erstes gemeinsames Training begann, ist inzwischen zu einer festen Partnerschaft geworden. Gemeinsam entwickeln Sportclub und Schule immer neue Ideen und Projekte. Dazu gehört auch das für die behinderten Schüler angepasste Fußball-Abzeichen „Tandem“. Der Titel ist Programm: Für das Abzeichen geht ein Zweierteam aus einem behinderten und einem nicht-behinderten Schüler an den Start und bewältigt einen Parcours mit verschiedenen Ballübungen. „Dieses Abzeichen wird offiziell vom DFB anerkannt und hatte im vergangenen Jahr bei uns Premiere.“ Darüber hinaus organisiert der Sportverein gemeinsame Ausflüge. Dafür wurde ein behindertengerechter Bus angeschafft. Eine Investition, die sich gelohnt hat, sagt Günter Bechtold: „Wenn man sieht, mit wie viel Freude vor allem die Rollstuhlfahrer da mitmachen, zahlt man das gerne.“

Es sind der Erfolg und die Freude, die nach außen strahlen und immer häufiger auch andere von der Idee überzeugen. „Was wir hier machen hat Modellcharakter“, sagt Günter Bechtold. Das Konzept lasse sich leicht auch auf andere übertragen. Und: erste Nachahmer stehen schon in den Startlöchern. Der Verein hatte sich bei der Volksbank Ettlingen eG beworben und war von der Jury in Baden mit dem „Großen Stern des Sports“ in Silber ausgezeichnet worden. Verein und Bank nehmen damit am 26. Januar 2009 beim großen Bundesfinale in Berlin teil. Dann überreicht Bundespräsident Horst Köhler die „Sterne des Sports“ in Gold.


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