Ein Schaufenster für Herzensangelegenheiten

Die Verleihung der „Sterne des Sports“ zeigt, was sich Vereine aus der ganzen Republik ausgedacht haben und vor allem, wofür Menschen ihre knappe und kostbare Zeit einsetzen.

Eine Bühne mit Gewinner*innen des "Großen Stern des Sports" in Gold 2022. Foto: BVR/DOSB/Marius Schwarz
Eine Bühne mit Gewinner*innen des "Großen Stern des Sports" in Gold 2022. Foto: BVR/DOSB/Marius Schwarz

An diesem Schaufenster lohnt es sich, die Nase plattzudrücken. Der Blick fällt schließlich auf eine glänzende Kollektion von Herzensangelegenheiten. So sieht es wieder aus bei der Verleihung der „Sterne des Sports“, diesem Schaufenster, das zeigt, was sich Vereine aus der ganzen Republik ausgedacht haben und vor allem, wofür Menschen ihre knappe und kostbare Zeit einsetzen.

Da wäre zum einen die Herzensangelegenheit Nachhaltigkeit. Vertreten unter anderem vom FC Internationale, einem Fußballverein aus Berlin-Schöneberg. Als erster Amateursportverein hat er sich vom TÜV als nachhaltig zertifizieren lassen. Und mit dem „Großen Stern des Sports“ in Gold ist er jetzt auch deshalb ausgezeichnet worden, weil er nicht auf einen fahrenden Zug aufgesprungen ist, sondern selbst etwas ins Rollen gebracht hat. Mit eigenen Ideen für nachhaltige, fair gehandelte Sportkleidung, Recycling von Sportmaterialien wie Tornetze und vielen weiteren kreativen Aktionen. Die Sorge um Klima und Ressourcen wirken auch im Sportverein als treibende Kraft.

Wie anstrengend Veränderung sein kann, hat der Vereinsvorsitzende Gerd Thomas bei der Preisverleihung anschaulich erzählt, wenn etwa die Mitglieder über die Herkunft des Biers streiten, weil manchen das lokale Bier nicht ausreicht. Oder andere auf ihre Bratwurst bestehen - der Verein als Ort des dauerhaften Aushandelns. Deutlich geworden ist dabei auch, dass es gerade die jungen Mitglieder sind, die etwas bewirken wollen, für die ein Verein nicht allein Sport bedeutet, sondern Motor für gesellschaftliche Veränderung. Für die Veranstaltung an einem graukalten Montagvormittag in Berlin ist schon das eine schöne Botschaft.

Ebenso die, dass Gemeinschaft und Solidarität weiterhin zu den Herzensangelegenheiten von Sportvereinen gehören. Das ist nicht nur durch die Hilfsaktionen der drei niedersächsischen Klubs SV Bad Bentheim, TuS Gildehaus und SG Bad Bentheim sichtbar geworden. Niemand hat sie gefragt, sie haben einfach gemacht, sind losgelaufen, haben etwas organisiert, andere mitgenommen. Oder in der Inklusion, die bei gleich mehreren Preisträger-Vereinen eine besondere Rolle spielt. Die klappt übrigens besonders gut, auch das zeigt der Blick ins Schaufenster, in Sportarten und Disziplinen, bei denen es um den Wettbewerb mit sich selbst geht wie beim Klettern oder wo die Möglichkeiten der Sportart einfach erweitert werden wie beim Unified-Kata im Judo als Doppel eines Menschen mit Beeinträchtigung und Partner*in.

Bei manchen Projekten aus Vereinen gibt es einen Wiedererkennungseffekt. Hat man so ähnlich schon mal gesehen. Spricht das gegen den Wettbewerb? Nein. Es spricht dafür, dass gute Ideen aufgegriffen und weiterentwickelt werden. So strahlen die „Sterne des Sports“ auch zurück in die Vereinswelt und sind selbst Beitrag zur Veränderung, wenn etwa der Vereinsvorsitzende des Drittplatzierten FSV Groß Kreutz aus Brandenburg, Thomas Radant, anderen Vereinen rät: „Nicht weitermachen, bis es richtig schwierig wird, sondern den Mut haben, neue Wege zu gehen.“ Ohne Mut würde es den ehemaligen Einsparten-Fußballverein nicht mehr geben. Mit Mut ist daraus ein Mehrsparten-Verein für die ganze Familie geworden - und für noch mehr Menschen eine Herzensangelegenheit.

(Autor: Friedhard Teuffel, Direktor Landessportbund Berlin)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Eine Bühne mit Gewinner*innen des "Großen Stern des Sports" in Gold 2022. Foto: BVR/DOSB/Marius Schwarz
    Gruppenbild mit den Siegervereinen auf der Bühne Foto: BVR/DOSB/Marius Schwarz