Völlig überrollt von einer Woge der Aufmerksamkeit

„Der Gewinn des „Silbernen Stern des Sports“ auf Landesebene war für uns schon ein riesiger Erfolg. Zum Finale nach Berlin zu fahren, erhöht die Spannung nochmals deutlich“, erklärt Gerhard Bowitzky, Vorstand des Wassersportvereins aus Schwedt. In dem Verein ist in den letzten zwei Monaten viel passiert. „Wir hätten nicht gedacht, dass der Sieg auf regionaler Ebene so viel Aufmerksamkeit erregt aber das macht uns natürlich stolz“, so Gerhard Bowitzky. Und die 10.000 Euro, die dem Sieger auf Bundesebene am 7. Februar winken, könnte der Verein gut gebrauchen.

Der Verein bietet seit 2009 Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, Wassersport zu treiben. Allerdings ist dafür oft ein enormer Aufwand nötig. „Einen Menschen, der querschnittsgelähmt ist, kann man beispielweise nicht mit einem normalen Boot aus dem Wasser retten, weil die Bordwand zu hoch ist“, erklärt der Vereinschef. Deshalb soll ein speziell ausgerüstetes Rettungs- und Begleitboot angeschafft werden. Das hat allerdings mit rund 13.000 Euro Anschaffungskosten seinen Preis. „Das Geld, das wir bisher bei den `Sternen des Sports` gewonnen haben, liegt auf Eis und wenn im Finale noch mehr dazu kommt, wäre uns sehr geholfen“, sagt Gerhard Bowitzky.

Ein Mann mit Vorbildfunktion

Gerhard Bowitzky weiß, wovon er spricht. Durch einen Unfall hat er vor zehn Jahren ein Bein verloren. Trotzdem kämpfte er sich ins Leben und in den Sport zurück. Er war schon vor seinem Unfall Kanute und wurde 2010 Vizeweltmeister bei der Para-Kanu-WM. Die erfolgreiche Weltmeisterschaft legte unter anderem den Grundstein dafür, dass Kanusport ab 2016 bei den Paralympics dabei sein wird. Vorerst haben Gerhard Bowitzky und sein Vereinskollege Henry Schröder aber die WM 2012 im Visier. Das Ziel: zwei Medaillen.

Alle gemeinsam in einem Boot

Der Wassersport PCK Schwedt e.V. beweist aber auch jenseits des Leistungssports, dass sich Rudern, Kanu oder Paddeln auch im Freizeitsport für Jeden eignen. Auch für Menschen mit Handicap. Die Abteilung Reha- und Behindertensport wächst stetig. Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung oder auch Kinder aus benachteiligten Familien bekommen hier die Chance, sich in das Vereinsleben zu integrieren und die Angebote zu nutzen. Gleichzeitig haben auch Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätssyndrom) die Möglichkeit, ihre Energie positiv auf das Wasser zu lenken. Zweimal wöchentlich findet der Schulsport der Kinder im Verein statt. Auf dem Programm stehen dabei Ruder-Ergometer oder Krafttraining.

Gleichzeitig wird bei den Kindern die Freude an Bewegung geweckt, sie trainieren ihre Konzentrationsfähigkeit und erleben Natur. So waren es nicht etwa die Profi- Kanuten, die in Schwedt zu Beginn des Jahres 2012 auf dem Wasser unterwegs waren, sondern die Kinder der Tagesgruppe ADHS der Lebenshilfe. Bei kalten 5 Grad Celsius erlebten sie im Wandercanadier einen unvergesslichen Tag. Mit roten Nasen und Wangen gingen sie wieder an Land. Und bei heißen Getränken und Keksen gab es viele leuchtende Kinderaugen und das Gefühl „wir waren die Ersten“!

(Quelle: wirkhaus)