Essens größter Sportverein hat seine Angebote für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Abteilung „United Sports“ gebündelt. „Sie kennen bestimmt das Sprichwort: ‚Tue Gutes und rede darüber'. Genau das haben wir mit unserer Abteilung ‚United Sports' gemacht. Jeder Fußball- oder Handballverein leistet einen Beitrag zur Integration. Denn hier sind die Regeln international. Man kann gleich mitmachen, ohne die Sprache zu sprechen. Der Unterschied ist nur, dass wir darüber reden - und die anderen oft nicht“, umreißt Gerhard Kämpkes die Gründe für die Bewerbung bei den „Sternen des Sports“ 2011.
Der erste Vorsitzende der Märkischen Turngemeinde 1881 e.V. Essen-Horst ist stolz auf die Initiative seiner jungen Abteilungsvorstände. Die Idee für „United Sports" kam nämlich nicht etwa von der Vereinsleitung, sondern von Sportlern mit Migrationshintergrund, die selbst über das Training bei der MTG Horst den Sport für sich entdeckt haben. „Sebastian Tlatlik, ein erfolgreicher Boxer unseres Vereins mit polnischen Eltern, hat mich angesprochen. Er und seine Freunde wollten die positiven Erfahrungen, die sie durch den Sport gemacht haben, an andere Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien weitergeben. Deshalb haben sie angeregt, eine eigene Abteilung zu gründen und sie selbst ehrenamtlich zu leiten.“
Seit mittlerweile drei Jahren existiert die Abteilung „United Sports“, die zum Aushängeschild des Vereins geworden ist. Bis auf einen haben alle sieben Abteilungsvorstände ausländische Wurzeln, d.h. sie können die Situation ihrer Schützlinge bis ins Detail nachvollziehen und verstehen. Gleichzeitig sind die Trainer und Abteilungsvorstände, die zum großen Teil studieren, selbst wichtige Vorbilder für eine gelungene Integration. Das findet auch in der Öffentlichkeit große Anerkennung: „Im März 2011 sind unsere Abteilungsvorstände im Rahmen von ‚Essens Beste' ausgezeichnet worden. Das ist ein Wettbewerb, der ehrenamtliches Engagement in allen Bereichen ehrt. Unser junges Team bekam den Preis, weil sie sich als Migranten für die Vereinsarbeit einsetzen“, erzählt Gerhard Kämpkes.
Inhaltlich liegt der Schwerpunkt bei „United Sports“ auf Kampfsport. Im Angebot sind unter anderem Boxen, Taekwondo und Selbstverteidigung. Im Ring oder auf der Matte stehen sich Nachwuchssportler aus Afghanistan und der Türkei, aus Marokko und Deutschland oder aus dem Libanon und Vietnam gegenüber. Alle sprechen Deutsch miteinander.
Als Boxtrainer hat Sebastian Tlatlik seine ganz eigene Methode, um Spannungen zu entschärfen und schlechte Stimmung zu vertreiben. „Wenn mal einer mies drauf ist, dann stellt er ihn eine Viertelstunde an die ‚Maisbirne' - einen Sack, der mit Mais gefüllt ist. Jeder, der 15 Minuten mit den Boxhandschuhen darauf eingedroschen hat, ist danach so müde, dass er alles andere vergisst“, erklärt der erste Vorsitzende.
Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Arbeit der Integrationssportabteilung ist der niedrige Monatsbeitrag. Er liegt bei ‚United Sports' bei nur 3,50 Euro. Und das hat seinen Grund: Zum Einzugsgebiet des Vereins gehören auch die beiden Hochhaussiedlungen Hörsterfeld und Bergmannsfeld, die als soziale Brennpunkte gelten. Über 50 % der Kinder und Jugendlichen haben hier einen Migrationshintergrund und leben fast ausschließlich von Sozialhilfe. Neben dem wöchentlichen Sportangebot bietet „United Sports“ deshalb auch verschiedene Freizeitaktivitäten an. Gemeinsam werden Besuche in Spaßbädern, Freizeitparks oder Wochenendfahrten geplant und organisiert.