Runde Sache!

Die Ballspielegruppe des TSV Schönberg e.V. aus Schleswig-Holstein fördert Phantasie und Ballgefühl bei den Jüngsten.

Der TSV Schönberg e.V. erzählt mit Bällen bewegende Geschichten. (Foto: TSV Schönberg e.V.)
Der TSV Schönberg e.V. erzählt mit Bällen bewegende Geschichten. (Foto: TSV Schönberg e.V.)

Forscher am Vulkan war sie schon. Auf dem Meer ist sie geschippert, gegen Piraten hat sie gekämpft und einen bösen Wichtel davon abgehalten, die Vorräte für den Winter zu stehlen. Hanna hat wirklich schon viel erlebt. Und zwar immer Montagnachmittags von Viertel nach vier bis Viertel nach fünf Uhr. Dann nämlich besucht das Mädchen beim TSV Schönberg e.V. die Ballspielegruppe, die zu der Maßnahme „Volle Fahrt in Kursrichtung Ball / Neu entwickeltes Konzept zur frühkindlichen Ballgewöhnung“ zählt. Eine Maßnahme, die bei Kindern die Lust an der Bewegung und die Freude am Ballspielen wecken möchte. 

Dieses Konzept zur frühkindlichen Ballgewöhnung, das den Fokus nicht spezifisch auf eine Sportart legt, hat den TSV Schönberg zum Gewinner des „Großen Stern des Sports” in Silber und zum Landessieger von Schleswig-Holstein gemacht. Der 1.500 Mitglieder starke TSV Schönberg mit seinen 16 Abteilungen hatte sich bei den „Sternen des Sports“ über die VR-Bank Ostholstein Nord - Plön eG beworben.  

Ballgeschichten 

In jeder Übungsstunde steht ein anderer Themenkomplex im Mittelpunkt. „Unsere Geschichten sind auf die komplette Stunde ausgedehnt. Damit wecken wir die Phantasie der Kinder und setzen die Erzählung in Spiele und Übungen rund um den Ball um”, erzählt Stefanie Asmus, die sich zusammen mit Tanja Krug das Konzept ausgedacht und es erarbeitet hat. „Kinder lieben es gedanklich in eine andere Rolle zu schlüpfen. Die Phantasie lässt Bilder in den Köpfen entstehen. Das nutzen wir und erleben gemeinsam zum Beispiel eine Geisterstunde oder helfen den Holzfällern im Wald. Alles steht von Anfang bis Ende der jeweiligen Geschichte im Zeichen des Balls. Das ist ganz neu, denn normalerweise sind die Rollenspiele meist auf einzelne Übungen begrenzt”, führt Tanja Krug aus. Jeweils 15 bis 20 Kinder besuchen die Übungsstunden, weitere Kinder stehen auf der Warteliste.

Inklusion war von Beginn an eine Selbstverständlichkeit

„Volle Fahrt in Kursrichtung Ball“ ist ein Bewegungskonzept, das sich an Mädchen und Jungen mit und ohne Beeinträchtigung im Alter von dreieinhalb bis acht Jahren richtet und Kinder ganzheitlich in ihrer Entwicklung fördert. „Durch die Altersspanne und die Differenzierungsangebote fallen Kinder mit Handicap im Gegensatz zu altershomogenen Gruppen gar nicht weiter auf. Sie können nach Ihren Möglichkeiten jedes Spiel und jede Übung bewältigen”, so Tanja Krug. „Bei Bedarf arbeiten wir auch mit Logopäden oder der Frühförderung zusammen. So können alle Kinder Fortschritte in ihrer sozialen und körperlichen Entwicklung machen”, ergänzt Stefanie Asmus.

Als Spiel- und Sportgerät ist der Ball heute oft nicht mehr so gefragt wie noch vor einigen Jahren. Doch gerade der Ball fördert in vielfältiger Weise gleichzeitig mehrere koordinative Fähigkeiten. Eine frühkindliche Ballgewöhnung ist nicht nur wichtig für eine optimale Entwicklung des Kindes, sie legt die wichtigsten Grundlagen für den späteren Einstieg in eine Ballsportart, sind sich die beiden Initiatorinnen sicher.

Sie stehen in Austausch mit Prof. Dr. Klaus Roth vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg, der auf das Konzept aufmerksam wurde.

Rund um den Ball

„Als wir 2009 angefangen haben, saßen wir dreimal die Woche zusammen, um uns Geschichten auszudenken und passende Übungen und Spiele dafür zu überlegen“, erinnert sich Tanja Krug. Ein Trainer der Abteilung Faustball beim TSV Schönberg beklagte damals den Nachwuchsmangel und überredete Stefanie Asmus und Tanja Krug, die Ballspielegruppe ins Leben zu rufen. Mittlerweile haben sich die beiden Frauen, die selbst Mütter sind, 35 sportliche Themenwelten ausgedacht und eine Homepage erarbeitet. Die Ideen der beiden Frauen sind zudem als Buch unter dem Titel „Phantasiereich der Bälle“ erschienen und laden zum Nachmachen ein.

Abenteuer in der Sporthalle

Das Konzept sei für jedermann leicht umzusetzen, meint Tanja Krug, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Fortbildungen gibt und Kindergärten und Grundschulklassen dazu einlädt, Themenstunden zu erleben. „Gerade letzte Woche waren wir etwa als Feuerwehrleute in unserer Turnhalle unterwegs. Wir mussten uns erst mal unsere Helme schnappen. Das waren natürlich Bälle. Und bevor wir mit Wasserbomben-Bällen löschen konnten, galt es, unser voll beladenes Turnkasten-Feuerwehrauto über diverse sportliche Hindernisse zum Einsatzort zu bringen”,  lacht die Übungsleiterin mit Trainer C–Lizenz. „Das Feuer waren dann Hütchen, die die Kinder mit den Bällen treffen mussten. Das hat allen großen Spaß gemacht“, berichtet Tanja Krug. 

Jetzt freuen sich die Eltern der Ballspiele-Kinder und die Kleinen selbst riesig über den Erfolg bei den „Sternen des Sports“. Tanja Krug und Stefanie Asmus fahren gemeinsam zur Verleihung der „Sterne des Sports“ in Gold am 13. Januar 2014 in Berlin. „Wir waren noch nie bei einem großen Empfang. Und dann dürfen wir gleich bei solch einem feierlichen Rahmen direkt am Brandenburger Tor mit dabei sein. Das ist natürlich für uns ein unwahrscheinlich spannendes Ereignis!“ sagt Stefanie Asmus. Tanja Krug meint: „Bei uns treiben die Kinder nicht nur Sport, sondern erleben Abenteuer...! Nun dürfen wir selbst auch auf Abenteuerreise gehen. Wir sind gespannt wo uns die Reise hinführen wird.“

(Quelle: wirkhaus)

  • Der TSV Schönberg e.V. erzählt mit Bällen bewegende Geschichten. (Foto: TSV Schönberg e.V.)
    Der TSV Schönberg e.V. erzählt mit Bällen bewegende Geschichten. (Foto: TSV Schönberg e.V.)