Jeder kann Schwimmen lernen

Die Angst sich zu blamieren, kann lebensgefährlich sein. „In einer Klasse ist ein Junge im Schwimmunterricht vom Einser gesprungen und hat dann im Wasser wild um sich geschlagen. Weil er einer ist, der gerne die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dachte sich unser Trainer zuerst nichts dabei. Aber als die Bewegungen immer wilder wurden, hat er auf einmal begriffen, dass der Junge nicht schwimmen konnte, das aber auch nicht vor der ganzen Klasse zugeben wollte. Da ist unser Trainer dann komplett angezogen ins Wasser gesprungen“, berichtet Anne von Soosten-Höllings, die Vorsitzende des Vereins für Fitness und Schwimmsport e.V. in Rödermark.

Die Zahl der Kinder, die nie mit der Familie beim Schwimmen waren, ist gerade bei Familien mit ausländischen Wurzeln groß. In manchen Fällen reicht dafür einfach das Geld nicht, in anderen können die Eltern selbst nicht schwimmen. Ein Trend, der deutschlandweit zunimmt.

Alle Grundschüler sollen Schwimmen können  

In Rödermark können Nichtschwimmer auf die Unterstützung des Vereins für Fitness und Schwimmsport zählen. Seit Jahren arbeitet er mit Schulen und Kitas zusammen, um den Kindern die Angst vor dem Wasser zu nehmen und ihnen Schwimmen beizubringen. „In den Kitas bieten wir vor allem Kurse zur Wassergewöhnung an. Bei der Kooperation mit Schulen stellen wir Trainerinnen und Trainer zur Verfügung, die sich während des Schwimmunterrichts gezielt um die Nichtschwimmer in der Klasse kümmern“, sagt von Soosten-Höllings. „Die Lehrer haben dafür nicht die Zeit.“

Inzwischen hat der Verein sein ehrgeiziges Ziel fast erreicht, dass in der Kooperationsgrundschule mit Ende der vierten Klasse alle schwimmen können. „Wir haben gezielt Schwimmkurse für Kinder angeboten, die kein Deutsch sprechen und noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen hatten. Die Lehrer haben uns hinterher berichtet dass durch die Schwimmkurse auch die Sprachkompetenz der Kinder gestiegen ist.“

Von Frauen für Frauen

Natürlich bietet der Verein auch Schwimmkurse für Erwachsene an. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Frauen aus anderen Kulturkreisen.

„Wir haben uns in der Vergangenheit bemüht, gezielt Trainerinnen auszubilden. Seit rund einem Jahr gibt es Schwimmkurse exklusiv für Frauen, an denen Frauen aus der Türkei, aus Pakistan, aus Afghanistan oder aus Afrika teilnehmen. Aber uns ist wichtig, dass die Schwimmkurse für alle offen sind – auch für deutsche Frauen. Einzige Bedingung ist, dass sie bei uns im Verein Mitglied werden müssen, wenn sie mitmachen wollen. Für viele Frauen mit ausländischen Wurzeln ist allein das schon ein Riesenschritt. In keinem anderen Land hat der Breitensport eine solche gesellschaftliche Bedeutung wie bei uns in Deutschland“, erklärt Anne von Soosten-Höllings. Viele von den Frauen mit Migrationshintergrund wundern sich besonders darüber, dass die Trainerinnen für ihre Arbeit im Verein kein Geld bekommen.

Mit seiner Bewerbung „Schwimmen für alle“ hat der Verein für Fitness und Schwimmsport e.V. in Rödermark den Landessieg der „Sterne des Sports“ 2011 in Hessen geholt. Die Bewerbung ging an die Vereinigte Volksbank eG Maingau. Das Preisgeld soll in das geplante neue Fitnessangebot für Frauen fließen. Der nächste Höhepunkt ist für den Verein das Bundesfinale der „Sterne des Sports“ in Gold 2011 am 07. Februar in Berlin.

Dabei sein ist alles

„Wir waren von unserem Erfolg total überrascht und haben uns natürlich sehr gefreut. Unser Exklusiv-Angebot für Frauen ist gerade am Anfang auf heftigen Widerstand gestoßen und war sehr umstritten“, betont Anne von Soosten-Höllings. Die Teilnahme am Bundesfinale ist für uns die Krönung. Der Platz ist nicht so wichtig, aber wir werden alles, was jetzt noch kommt in vollen Zügen genießen.“

(Quelle: wirkhaus)