„Ich kann anderen Vereine die Bewerbung nur empfehlen“

Der SV Klausen hat durch den 2. Platz auf Landeseben in Rheinland-Pfalz viele gute Erfahrungen gemacht.

Der SV Klausen 1929 e.V.  und die Jugendlichen der Jugendstrafanstalt Wittlich bilden ein gutes Team. (Foto: privat)
Der SV Klausen 1929 e.V. und die Jugendlichen der Jugendstrafanstalt Wittlich bilden ein gutes Team. (Foto: privat)

Jürgen Thul ist Vorstandsmitglied und Schriftführer des rheinland-pfälzischen Fußballvereins SV Klausen 1929 e.V., der 2013 zweiter Sieger auf Landesebene bei den „Sternen des Sports“ geworden ist. Der SV Klausen hatte seine Bewerbung mit der Maßnahme „Anstoß für ein neues Leben. Während und nach der Haft am Ball bleiben“ bei der Volksbank Wittlich eG abgegeben. Im Gespräch erzählt Jürgen Thul, warum sich das jahrelange Engagement seines Vereins für jugendliche Strafgefangene lohnt und weshalb der SV Klausen auf jeden Fall erneut bei den „Sternen des Sports“ mitmachen möchte.

Der SV Klausen 1929 e.V. ist nach dem Gewinn auf regionaler Ebene mit dem zweiten Platz im Land Rheinland-Pfalz bei den „Sternen des Sports“ 2013 geehrt worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Für uns und vor allem für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind beide Ehrungen wirklich große Auszeichnungen, denen wir einen sehr hohen Stellenwert beimessen. Das ist schon toll.

Sie haben sich bei den „Sternen des Sports“ über die Volksbank Wittlich eG mit der Maßnahme „Anstoß für ein neues Leben. Während und nach der Haft am Ball bleiben“  beworben. Was verbirgt sich hinter dieser Überschrift?

Diese Maßnahme gehört zu einem Projekt der Sepp-Herberger-Stiftung. Es handelt sich um eine Initiative, die helfen möchte, jugendliche Strafgefangene zwischen 14 und 24 Jahren ins gesellschafltiche Leben zu integrieren. Denn neben der Unterstützung innerhalb der Strafanstalt ist auch eine Förderung außerhalb der Einrichtung wichtig. Und genau darauf zielt unsere Maßnahme.

Seit 2009 ist der SV Klausen Partnerverein der Jugendstrafanstalt Wittlich. Die Jugendlichen sind in unserem Verein noch während ihrer Haftzeit in den regulären Trainings- und Spielbetrieb involviert. Sie können sich zu Schiedsrichtern ausbilden lassen und werden so bei unseren Fußballspielen von Regelbrechern zu Regelhütern. Außerdem kümmern wir uns um Kontakte zu den Heimatvereinen der jugendlichen Straftäter, damit sie die Möglichkeit haben, auch nach ihrer Haftstrafe weiter am Vereinsleben teilhaben zu können.

Ein Bestandteil unserer Kooperation mit der Jugendstrafanstalt ist auch der sportliche Austausch. Beispielsweise fahren wir mit Mannschaften des SV Klausen in die JVA, um dort Turniere auszutragen. Oder wir stellen unsere Sportanlage samt Sportplatz der Jugendstrafanstalt zur Verfügung, damit dort Spiele stattfinden können.

Was möchte der SV Klausen mit der Maßnahme erreichen und wer profitiert davon?

Als wir mit der Maßnahme angefangen haben, bestimmten Fragen die Diskussion wie etwa jene, ob Straftäter überhaupt zu unserem Verein passen. Wir haben schnell gemerkt, dass der Konakt sehr gut funktioniert. Vertrauen und sogar Freundschaften sind entstanden. Die Kooperation fördert also nicht nur sportliche Leistungen, sondern vor allem soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Verantwortung, die für die jungen Menschen nach ihrer Haft relevant bleiben.

Welche Reaktionen gab es auf den Erfolg bei den „Sternen des Sports“?

Der SV Klausen ist dadurch auf jeden Fall bekannter geworden und hat unter anderem durch die Presse eine größere Aufmerksamkeit erfahren. Klausen ist ein kleiner Wallfahrtsort mit 1.400 Einwohnern. Nun melden sich beispielsweise andere Vereine, die erfahren haben, dass wir auch jugendliche Straftäter zu Schiedsrichtern ausbilden. Die Sportvereine fragen, ob wir diese Schiedsrichter bei Spielen einsetzen können.

Wofür haben Sie das Preisgeld verwendet?

Für den „Stern des Sports“ in Bronze und für den zweiten Platz auf Landesebene haben wir jeweils 1.500 Euro, also insgesamt 3.000 Euro Preisgeld erhalten. Das Geld  fließt überwiegend in die Jugendarbeit des SV Klausen. Schließlich haben wir durch die „Sterne des Sports“ die Maßnahmen anderer Vereine kennengelernt und so viele Anregungen erhalten,das wir jetzt investieren müssen.

Ein Teil des Geldes kommt natürlich aber auch den jugendlichen Strafgefangenen direkt zugute. Ihnen fehlen meistens die finanziellen Mittel, um sich beispielsweise einen Trainingsanzug oder ein Paar Fußballschuhe zu kaufen. Dann erstatten wir als Verein die Kosten.

Der Todtglüsinger SV von 1930 e.V. versucht ähnlich Ihrem Verein straffällig gewordene Jugendliche zu integrieren. Der Verein ist Landesieger bei den „Sternen des Sports“ 2013 in Niedersachsen geworden und mit dem 2. Platz auf Bundesebene geehrt worden. Kannten Sie diese Maßnahme bereits?

Nein, vor den „Sternen des Sports“ hatten wir noch nichts von dem Engagement des Todtglüsinger SV gehört. Das ist sicher eine gute Adresse für uns, um Erfahrungen auszutauschen und erstrebenswert, demnächst mit dem niedersächsichen Verein Kontakt aufzunehmen. Vielleicht gibt es ja etwas, das wir uns voneinander abschauen können. Das wäre schon eine gute Sache.

Werden Sie sich erneut eine Bewerbung bei den „Sternen des Sports“ einreichen?

Wir haben so viele Anregungen durch die „Sterne des Sports“ bekommen und zugleich gesehen, was man als Sportverein alles machen kann - mit Sicherheit  werden wir uns irgendwann mit einer neuen Maßnahme bewerben. Ich kann  anderen Vereinen nur empfehlen, es uns gleich zu tun. Für unseren Verein war es eine große Hilfe, dass es die „Sterne des Sports“ gibt. Allein deshalb, weil wir hier die Möglichkeit haben, uns einen Überblick zu verschaffen und zu sehen, was alles umgesetzt werden kann.

(Quelle: wirkhaus)


  • Der SV Klausen 1929 e.V.  und die Jugendlichen der Jugendstrafanstalt Wittlich bilden ein gutes Team. (Foto: privat)
    Der SV Klausen 1929 e.V. und die Jugendlichen der Jugendstrafanstalt Wittlich bilden ein gutes Team. (Foto: privat)