Mit asiatischem Sport Menschen zueinander bringen

Der Taekwondo Herringen e.V. aus Hamm feiert mit seiner Bewerbung Premiere beim Wettbewerb „Sterne des Sports“.

Training schweißt zusammen: Mädchen des TKD Herringen e.V.
Training schweißt zusammen: Mädchen des TKD Herringen e.V.

2011 verzeichnen immer mehr Banken immer mehr Bewerbungen: Der Wettbewerb „Sterne des Sports“ hat sich in den acht Jahren seines Bestehens fest etabliert. Es hat sich herumgesprochen, welcher Prestigegewinn mit dem Sieg bei den „Sternen“ verbunden ist, wie hoch die Preisgelder sind und welcher Respekt den Gewinnern entgegen gebracht wird.

Ein Verein, der dieses Jahr zum ersten Mal auf die „Sterne des Sports“ aufmerksam geworden ist, ist der Taekwondo Herringen e.V. aus Hamm. Er hat seine Bewerbung direkt beim Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband e.V. eingereicht.

„Mit Hilfe der Sportart Taekwondo versuchen wir Menschen, die in ihrer abgekapselten Lebenswelt nie in Kontakt miteinander kommen würden, zusammenzubringen. Die olympische Disziplin Taekwondo bietet sich aufgrund ihrer philosophischen Wurzeln ideal dazu an, Brücken zwischen Deutschen und Migranten zu bauen“, betonen die Verantwortlichen.

Der Taekwondo-Verein ist in Hamm-Herringen angesiedelt, einem Stadtteil, in dem viele sozial benachteiligte Familien leben. Fast zwanzig Prozent der Bürger sind arbeitslos, ein Drittel der Bewohner hat einen Migrationshintergrund. Etwa zwanzig Nationen leben hier zusammen.

Sport eignet sich hervorragend für eine gelungene Integration

Der TKD Herringen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zusammen zu bringen und arbeitet seit Jahren aktiv für eine gelungene Integration. „Die asiatische
Budosportart Taekwondo bietet für dieses Ziel besondere Chancen“, schreibt der Vorsitzende Dr. Cevdet Gürle in der mit zahlreichen Fotos und Zeitungsartikeln illustrierten Bewerbungsmappe: „Persönliche Begegnungen und die Unmittelbarkeit des körperlichen Erlebens beim Sport erleichtern das Kennenlernen. Gemeinsam erlebte Erfolge, Niederlagen und Emotionen erzeugen ein Gefühl der Verbundenheit. Merkmale wie Nationalität, Hautfarbe oder Weltanschauung, die in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen eine wichtige Rolle spielen, verlieren an Bedeutung.“

Grundsätze des Sports in den Alltag übertragen

Taekwondo vermittle Tugenden wie Integrität, Geduld, Durchhaltevermögen, Fairness, Mut, Toleranz, so Gürle. Werte, die auch außerhalb der Turnhalle von Bedeutung sind: „Der Sport lehrt Schwierigkeiten zu überwinden, Schwachen zu helfen, für das Gute und die Gerechtigkeit zu kämpfen, Selbstdisziplin zu üben, höflich zu sein und einander zu achten. Die im Training erworbene Achtung vor dem Trainer, den Trainingspartnern, ihrer Gesundheit und Persönlichkeit werden mit ebensolcher Selbstverständlichkeit auch Menschen außerhalb des Vereins entgegengebracht.“

Der TKD Herringen besteht seit 2007 und ist auch von der Mitgliederstruktur ein sehr junger Verein. 135 der 150 Mitglieder sind unter 18 Jahren alt. Die Kinder verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit mit Sport. Er bietet ihnen offenbar einen geschützten Raum zum Ausleben ihrer Kindheit und Jugend, den sie so zuhause häufig nicht in dieser Form finden.

Sprache als Instrument zur Integration

Ein Grundsatz des Taekwondo Herringen lautet: „Wir sind ein Verein, eine Gemeinschaft, nicht jeder für sich, es gilt: Einer für alle, alle für einen.“
Um Mißverständnisse zu vermeiden, gilt beim Training eine strenge Regel: Betreten die Sportler die Halle, dürfen sie sich nur Deutsch unterhalten, denn Sprache ist laut Verein das wichtigste Instrument zur Verständigung und Integration.

Der Verein hat mittlerweile ein Netzwerk aufgebaut und arbeitet auf lokaler und regionaler Ebene mit städtischen bzw. kommunalen Ämtern und wohlfahrtsstaatlichen Organisationen zusammen. Einmal in der Woche findet nach dem Training in der Sporthalle ein Bildungscafé statt. Eltern,die ihre Kinder abholen, haben die Möglichkeit, sich z.B. über schulische Laufbahnen zu informieren.

Wer sich so dafür einsetzt, dass sich Menschen näher kommen, darf auch Erfolgserlebnisse vermelden. Beim TKD Herringen gehören dazu Momente, in denen zum Beispiel ein türkisches Mädchen mit einem russischen Jungen trainiert und dieses gemeinsame Training als selbstverständlich ansieht. Oder die Situation in der ein deutscher Mann sich ungezwungen mit einer türkischen Frau unterhält, die ein Kopftuch trägt.

Der TKD Herringen zeigt jeden Tag aufs Neue gesellschaftliches Engagement, genau das wollen die Volksbanken Raiffeisenbanken mit den „Sternen des Sports“ belohnen. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob der Verein auf regionaler Ebene dafür mit einem „Stern des Sports“ in Bronze honoriert werden wird.


  • Training schweißt zusammen: Mädchen des TKD Herringen e.V.
    Training schweißt zusammen: Mädchen des TKD Herringen e.V.
  • Ein junger Verein, der auch mal mit allen Mitgliedern ins Kino geht (Quelle: TKD Herringen e.V.)
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