„Den Menschen im Blick haben“

Für Carsten Harms, dem Vorsitzenden des Vereins Hamburger Sportjournalisten, ist Breitensport aktive Sozialarbeit

Carsten Harms (Foto privat)
Carsten Harms (Foto privat)

Carsten Harms hat in diesem Jahr eine neue Aufgabe übernommen: zum ersten Mal ist er Jurymitglied beim Wettbewerb „Sterne des Sports“, den die Hamburger Volksbank eG und die Vierländer Volksbank eG gemeinsam mit dem Hamburger Sportbund für die Hansestadt ausgeschrieben haben. Im Interview berichtet der Redakteur der WELT und der WELT AM SONNTAG, welchen Eindruck er beim Sichten der Bewerbungen gewonnen hat.

Sportjournalisten berichten meistens über die Spitzenerfolge, über Rekordzeiten und Ausnahmeweiten im Leistungssport. Gerade darum geht es beim Wettbewerb "Sterne des Sports" nicht. Warum ist dieser Wettbewerb für Sportjournalisten interessant?

Da mir nicht zuletzt aus eigener Erfahrung in einer deutschen Randsportart (Baseball) sehr wohl bewusst ist, dass der Breitensport sehr stark vom Engagement ehrenamtlich tätiger Helfer und Funktionäre abhängig ist, war es für mich eine Ehre und auch Freude, Jurymitglied zu sein. Ich halte den Wettbewerb „Sterne des Sports“ für sehr geeignet, herausragende Ideen, Projekte und Leistungen im Breitensport zu würdigen und den Menschen, die die Projekte realisieren und oft über Jahre tragen, Dank und Anerkennung zu zollen. Für einen Journalisten ist es immer interessant, Menschen kennen zu lernen, die Besonderes leisten und sich dieser Aufgabe verschreiben.     

Wie oft hat sich die Jury getroffen? Fielen die Entscheidungen relativ einstimmig?

Wir haben uns einmal getroffen und dann jeder für sich die Bewerbungen bearbeitet.
Ob die Entscheidungen einhellig waren, kann man nicht wissen. Jedes Jurymitglied gab den Bewerbungen Punkte, die dann geheim notiert wurden. Ich konnte mit den drei Ersten sehr gut leben, sie lagen auch bei mir mit im Vorderfeld.

Nach der Sichtung der eingegangenen Bewerbungen: Wie ist Ihr Eindruck vom Hamburger Vereinsleben? Haben Sie Neues erfahren?


Ich habe sehr viel Neues über verschiedene Maßnahmen der einzelnen Vereine erfahren. Mein Eindruck ist, dass viele Vereine sehr viel für Integration in jeder Hinsicht, insbesondere für Gehandicapte und für Mitbürger mit Migrationshintergrund tun. Es waren wirklich sehr bemerkenswerte Ansätze dabei.  

Ohne zu viel zu verraten: Gab es etwas, was Ihnen besonders gefallen hat?

Es haben mir besonders Initiativen gefallen, die über eine feste Trainingszeit hinausgehen und bei denen die Trainer und Übungsleiter nicht nur den Sportler, sondern auch den Menschen im Blick haben und ihm helfen.

Wie können Sportjournalisten den Breitensport unterstützen?

Bei einem sehr vielfältigen, hochklassigen Angebot an Spitzensport ist es sehr schwierig, auf den Sportseiten Aktivitäten des Breitensports abzubilden. Denn der zur Verfügung stehende Platz ist ja auch begrenzt. Zudem sehe ich Breitensport und insbesondere auch Integrations-Maßnahmen im Sport eher als aktive Sozialarbeit. Daher ist der richtige Ort für eine Berichterstattung eher der Lokalteil, in dem ja auch sonst über Aktionen in der Sozialarbeit berichtet wird. Ob diese Texte dann ein Redakteur aus der Lokalredaktion oder aus der Sportredaktion schreibt, ist unerheblich. Wichtiger wäre, dass sich diejenige oder derjenige für diese Aufgabe berufen fühlt.

Sind Sie selbst Vereinsmitglied bzw. treiben Sie selbst Sport?

Ich bin selbst Mitglied in einem großen Hamburger Stadtteilverein, dem Niendorfer TSV, in dem ich aktiv Leichtathletik betreibe. Zudem spiele ich in einer Hobby-Mannschaft Eishockey, laufe regelmäßig und spiele seit drei Jahren mit großer Freude Golf.


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