Sanfter Weg mit integrativer Wirkung

Beim Nordhorner Judo-Club e.V. trainieren Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ganz selbstverständlich zusammen.

Judo führt zusammen: Der Nordhorner Judo Clube.V. (Foto: Nordhorner Judo Club e.V.)
Judo führt zusammen: Der Nordhorner Judo Clube.V. (Foto: Nordhorner Judo Club e.V.)

Angefangen hatte alles vor rund zehn Jahren. Damals wollte Timo unbedingt mit Judo anfangen. Sein Vater brachte ihn zum Training beim Nordhorner Judo-Club e.V. Timo ist ein Kind mit Down-Syndrom. „Wir haben den Jungen einfach mitmachen lassen, obwohl damals noch niemand von uns darin ausgebildet war, mit Menschen mit Behinderung Sport zu treiben“, erinnert sich Melanie Weinberg, die Vorsitzende des Vereins im Landkreis Grafschaft Bentheim. 

Timo hatte sofort und dann jahrelang auch noch als Erwachsener großen Spaß in seinem Sportverein - und der Sportverein mit ihm. Aus diesem ersten Kontakt mit einem Menschen, der anderes ist, hat sich innerhalb des Sportvereins eine Haltung entwickelt, die Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich ins Vereinsleben integriert. 

Für sein Engagement zur Integration von behinderten Menschen wurde der Nordhorner Judo-Club mit dem „Großen Stern des Sports“ in Silber ausgezeichnet und darf als Landessieger die Region Weser-Ems beim Finale der „Sterne des Sports“ am 13. Januar 2014 in Berlin vertreten. Seine Bewerbung hatte der Verein bei der Grafschafter Volksbank eG eingereicht. 

Großer Wurf auf der Judomatte

„Wir haben enge Beziehungen zum Hof Mühlenvenn in Nordhorn geknüpft, einer Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung leben“, erzählt Melanie Weinberg. Ihr Verein wollte sich für Behinderte öffnen. „Im März 2012 dann standen wir uns in der Sporthalle gegenüber: Unsere Vereinsmitglieder und die Bewohner des Hofes Mühlenvenn. Die Bedenken, die es bei manch einem gegeben haben mag, haben sich schnell in Luft aufgelöst, weil es allen große Freude bereitet hat, zusammen auf der Matte zu trainieren“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Immer montags von 19.30h bis 21.00 Uhr treffen sich nun 15 Männer und Frauen zum Judo in Nordhorn, vier bis sechs von ihnen haben eine Beeinträchtigung. „Das Training findet gemeinsam statt. Wir wollen keine gesonderten Gruppen. Wir machen uns alle warm, absolvieren verschiedene Stand- und Bodentechniken zusammen und anschließend kämpfen Menschen mit und ohne Behinderung kleine Bandoris, das sind kleine Übungskämpfe“, erklärt Melanie Weinberg. 

Jeder Teilnehmer hat beim Training die Möglichkeit, sich nach seinen individuellen Fähigkeiten einzubringen. Eine Besonderheit ist die Gürtelprüfung, die bei den behinderten und nicht-behinderten Judokas zu gleichen Bedingungen abgelegt wird 

Es passt einfach

Den Nordhorner Judo-Club gibt es seit 1960. 157 Mitglieder zählt er derzeit. Zum Verein kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen, geistigen wie körperlichen. „Das hat sich alles gefunden, das passt irgendwie und ziemlich gut“, freut sich die Vorsitzende und fügt hinzu: „Im November 2013 haben unsere Mitglieder mit Behinderung sogar an einer eigenen Kreismeisterschaft mitgekämpft. Das hat es so noch nie gegeben.“ 

Mit der Maßnahme möchten die Judoka Menschen mit Behinderung Selbstvertrauen geben, das über die Sporthalle hinausreicht. Judo, das auf japanisch so viel wie „sanfter Weg“ heißt, kann helfen, den Alltag besser zu meistern und Selbständigkeit und Handlungskompetenz vermitteln. „Zugleich haben wir alle gelernt, aufeinander zuzugehen, so sind Kontakte entstanden. Das tut allen gut, ob nun mit oder ohne Handicap“, erzählt Melanie Weinberg, die überzeugt davon ist, das Judo eine Sportart ist, Menschen gut zusammen bringen kann. „Judo stärkt partnerschaftliches Agieren. Man muss sich auf sein Gegenüber einstellen.“

Siegreiche Premiere

Der Nordhorner Judo-Club hat sich zum ersten Mal bei dem Wettbewerb „Sterne des Sports“ beworben und sich bereits über den Sieg auf regionaler Ebene sehr gefreut. „Der Landessieg war ein echtes Highlight, und zwar für den gesamten Verein. Jetzt sind wir gespannt auf Berlin. ich glaube, was uns da erwartet, ist die Krönung, allein schon, weil wir hinfahren dürfen!“ meint Melanie Weinberg. 

Die 2.000 Euro Prämie für den Gewinn des „Großen Stern des Sports“ in Silber hat der Verein noch nicht verplant. „Ganz sicher aber werden wir etwas gemeinsam mit dem Hof Mühlenvenn unternehmen. Vielleicht ein großes Sommerfest“, berichtet Melanie Weinberg voller Vorfreude.


(Quelle: wirkhaus)

  • Judo führt zusammen: Der Nordhorner Judo Clube.V. (Foto: Nordhorner Judo Club e.V.)
    Judo führt zusammen: Der Nordhorner Judo Clube.V. (Foto: Nordhorner Judo Club e.V.)