Wenn alle da sind, reichen die Bälle nicht

Das Sportangebot „Drums Alive“ beim SV Glienicke/Nordbahn ist ein echtes Erfolgsprogramm.

Mit ihren Auftritte hat die „Drums Alive“-Gruppe beim SV Glienicke/Nordbahn schon viele Zuschauer in der Region begeistert. (Foto: SV Glienicke/Nordbahn e.V.)
Mit ihren Auftritte hat die „Drums Alive“-Gruppe beim SV Glienicke/Nordbahn schon viele Zuschauer in der Region begeistert. (Foto: SV Glienicke/Nordbahn e.V.)

Ihre Begeisterung fürs Trommeln ist einfach ansteckend. Gerade ist das Ehepaar Roswitha und Gerhard Horn von einem Wochenendausflug mit der Drums-Alive-Gruppe zurück. Ziel war das Hotel Boltenmühle bei Neuruppin. Ein Ehepaar, das dort am Sonnabend seine Silberhochzeit feierte, hat die Gruppe gleich mit einem spontanen Auftritt überrascht. „Als ich auf die beiden zugegangen bin und sie gefragt habe, ob wir sie abends mit einer kleinen Einlage unterhalten dürfen, konnten sie sich zuerst gar nichts darunter vorstellen. Aber dann waren sie begeistert“, erzählt Gerhard Horn und es ist ihm deutlich anzuhören, wie viel Spaß ihm das ganze macht.

Bezahlt hat die Gruppe das gemeinsame Wochenende mit einem Teil des Preisgeldes, das sie bei den „Sternen des Sports“ 2013 bekommen hat. Außerdem hat die Drums-Alive-Gruppe der Abteilung Gesundheitssport einen Teil der Prämien für Sportgeräte und Ausstattung überlassen, ein anderer soll in den Bau einer Geschäftsstelle des SV Glienicke gesteckt werden. Als Landessieger der „Sterne des Sports“ 2013 in Brandenburg hatte es die Abteilung bis ins Bundesfinale des Wettbewerbs geschafft und auf allen drei Ebenen Geldprämien erhalten.

Heiße Rhythmen, tolle Stimmung

Seit vier Jahren hat der Verein aus dem Landkreis Oberhavel jetzt „Drums Alive“ im Kursangebot. „Als Übungsleiter muss man sich alle vier Jahre weiterbilden und eine Qualifikation nachweisen. Als ich damals im Programm des LSB auf 'Drums Alive' gestoßen bin, habe ich mich informiert und dann sofort zu meinem Mann gesagt: 'Das will ich machen. Kommst du mit?'“, erzählt Roswitha Horn. Beide arbeiten als Übungsleiter beim SV Glienicke/Nordbahn im Bereich Gesundheitssport und wollten das Trommeln auf Pezzibällen zuerst nur im Rahmen der Gruppe „Fit ab 50“ anbieten, z.B. als Aufwärmprogramm.

Doch weil diese Übungen auf große Begeisterung stießen, gründeten sie schließlich eine eigene „Drums Alive“-Gruppe, die unter der Leitung von Roswitha Horn jede Woche gemeinsam trainiert. „Wir trommeln mit echten Drumsticks, wie sie auch von Schlagzeugern verwendet werden, zu Musik auf Pezzibällen. Dabei wechseln sich unterschiedliche Schlagfolgen ab und dazu gibt es auch noch bestimmte Schrittfolgen, also choreografische Elemente, wie etwa bei der Aerobic“, erklärt Roswitha Horn den Sport. „Das wichtigste, das wir vermitteln wollen, ist der Spaß an der Bewegung.“

Gut für die grauen Zellen

Das Training wirkt sich positiv auf den gesamten Körper und die Psyche aus. „Derzeit laufen Studien an den Unis in Nürnberg und Chemnitz, die sich mit dem Effekt von Trommeln auf das Gehirn beschäftigen“, erklärt Gerhard Horn. „Wenn man mit der rechten und linken Hand unterschiedliche Bewegungen macht, dann kann das zum Beispiel einer Demenzerkrankung entgegenwirken.“

Bestimmte Vorkenntnisse braucht man aber für „Drums Alive“ nicht, allerdings ist ein gewisses Rhythmusgefühl von Vorteil. Anders als bei anderen Senioren- oder Gesundheitssportprogrammen hat die Gruppe auch kein Problem, Männer zu begeistern. „Die Kombination von Musik und Trommeln, spricht gerade die Männer an. Und natürlich suche ich auch die passende Musik aus – vor allem Oldies oder auch mal Schlager von Helene Fischer oder Andrea Berg“, fasst Roswitha Horn zusammen. „Mittlerweile sind wir 30 bis 35 Mitglieder, etwas weniger als ein Drittel davon Männer. Wenn zu jeder Stunde alle kommen würden, dann würden die Bälle nicht reichen. Aber meistens ist jemand verhindert, weil er verreist oder krank ist.“

Ein echter Dominoeffekt

Inzwischen hat der SV Glienicke/Nordbahn schon mehreren anderen Sportvereinen aus der Region Starthilfe für eigene „Drums Alive“-Gruppen gegeben. „Die Übungsleiterinnen oder Übungsleiter kommen dann einfach bei uns vorbei, schauen sich Stunden an und ich gebe ihnen Vorschläge für das Training mit“, beschreibt Roswitha Horn den Austausch. Denn die Vorbereitung der Kurse – die Auswahl der Musik, das Ausarbeiten der Übungen und Choreografien – ist schon sehr zeitaufwändig.

Viele werden durch die Auftritte der Gruppe bei Veranstaltungen auf die Trendsportart aufmerksam. Hier ist einfach hautnah zu spüren, mit welchem Spaß alle bei der Sache sind. Aber nicht nur für Erwachsene ist „Drums Alive“ geeignet. „Unsere Schulsozialarbeiterin hat sich inzwischen zur 'Drums Alive'-Übungsleiterin ausbilden lassen und macht mit den Kindern im Hort eigene Choreografien und eine Kindergärtnerin bei uns im Ort will das auch mal mit ihren Kleinen ausprobieren“, erzählt das Ehepaar Horn.

Die Bewerbung bei den „Sternen des Sports“ hat der „Drums Alive“-Gruppe viel Anerkennung und öffentliches Interesse beschert. Sogar ein Fernsehteam vom Rundfunk Berlin-Brandenburg war in Glienicke vor Ort.

„Während des Wettbewerbs haben uns alle im Verein die Daumen gedrückt. Man ist auch schon mal auf der Straße angesprochen worden. Alle haben mitgefiebert und uns viel Erfolg gewünscht“, erzählt Gerhard Horn. „Auch der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ist sogar noch einmal gewachsen. Der Wettbewerb hat uns richtig zusammengeschweißt. Dabei sind wir zuerst mit wenig Erwartungen an den Start gegangen. Dass wir dann sogar Brandenburg im Bundesfinale der 'Sterne des Sports' vertreten durften, das hat uns natürlich mit Riesenstolz erfüllt.“

Allen Sportvereinen, die noch überlegen, ob sie bei der neuen Runde der „Sterne des Sports“ 2014 eine Bewerbung abgeben sollen, denen raten die Horns mitzumachen. „Wir würden uns in jedem Fall wieder bewerben“, sagt Gerhard Horn im Rückblick. „Man darf nicht denken, wir machen Sport, das ist normal. Es ist eben doch nicht normal.“ Und seine Frau Roswitha ergänzt: „Man kann dabei nur gewinnen. Selbst wenn man nicht auf den vorderen Plätzen landet, hat man neue Erfahrung gesammelt und kann sich mit anderen Sportvereinen über seine Ideen austauschen.“

(Quelle: wirkhaus)


  • Mit ihren Auftritte hat die „Drums Alive“-Gruppe beim SV Glienicke/Nordbahn schon viele Zuschauer in der Region begeistert. (Foto: SV Glienicke/Nordbahn e.V.)
    Mit ihren Auftritte hat die „Drums Alive“-Gruppe beim SV Glienicke/Nordbahn schon viele Zuschauer in der Region begeistert. (Foto: SV Glienicke/Nordbahn e.V.)