„Eine emotionale Achterbahn-Fahrt“

„Man fiebert bis zum Schluss mit. Auch wenn man schon weiß, dass man ziemlich weit vorne gelandet ist“, beschreibt Ekkehard Bader vom Karate-Team Reutlingen seine Gefühle bei der Preisverleihung der „Sterne des Sports“ in Gold am 07. Februar in der DZ BANK. „Das Ganze ist einfach toll und überwältigend“, fährt er fort, während in seinen Augenwinkeln schon wieder neue Freudentränen glitzern.

Auch Vereinskameradin Erika Seitz strahlt vor Glück. „Ich stand genau hinter Bundespräsident Christian Wulff als er den Umschlag mit dem Namen des Bundessiegers geöffnet hat und da konnte ich `Karate-Team Reutlingen´ lesen, noch bevor der Bundespräsident es vorgelesen hat. Einen Augenblick habe ich wirklich an meiner eigenen Lesekompetenz gezweifelt“, gesteht die Sonderpädagogin und Karatelehrerin, die als erstes eine SMS an ihre Kinder geschickt hat, nachdem ihr Verein mit „Drachenstark“ den ersten Platz bei den „Sternen des Sports“ in Gold sicher hatte.

Lesen in der Turnhalle

Die Idee zu „Drachenstark“ kam Erika Seitz in der Schule während des Unterrichts. „Meine Fächer sind Deutsch und Sport. Als ich 2008 eine reine Jungsklasse hatte, die nie lesen, aber ständig in Bewegung sein wollte, da kam mir der Gedanke, beides miteinander zu verknüpfen.“ Kurz entschlossen verlegte sie den Deutschunterricht in die Turnhalle und hatte damit Erfolg: „Als ich mit den Jungs in der Halle eine Drachengeschichte gelesen habe, da hatte ich sie“, erzählt sie. Auch im Verein stellte sie ihren Ansatz wenig später zur Diskussion. „Sie ist unser kreativer Unruhepol“, sagt Bader. „Sie lässt sich immer wieder Neues einfallen und hat uns mit der Kombination aus Lesen und Sport sofort überzeugt.“

Stark wie ein Drache

Seit 2008 feilt das Karate-Team Reutlingen mittlerweile an seinem Modulsystem, mit dem der Verein die Kinder zu Bewegung, Selbstverteidigung und zum Lesen motivieren will. „Beim Karate-Training zeigen wir den Kindern, wie sie sich selbst verteidigen können, wenn es zu Angriffen kommt. Ganz wichtig ist uns die Gewaltprävention. Wir bringen ihnen bei, dass es am besten ist, Konflikte zu vermeiden und zu lösen. Aber wenn das nicht hilft, sagen wir den Kindern auch: `Ihr dürft Euch wehren´“, beschreibt Ekkehard Bader den sportlichen Teil von „Drachenstark“. Der Name des Angebots geht auf die positiven Erfahrungen von Erika Seitz zurück, aber auch auf das Maskottchen des Vereins, den Drachen Ferdinand, der für alle Kinder eine ganz wichtige Identifikationsfigur geworden ist.

Auch die 10.000 Euro Preisgeld sind schon sinnvoll verplant: „Wir wollen Materialien erstellen und aktiv auf Kitas und Schulen zugehen, um unsere Maßnahme weiter zu verbreiten“, berichtet Ekkehard Bader vom Karate-Team und freut sich jetzt besonders auf das Wiedersehen mit seinem Sohn. Der Junge ist selbst bei „Drachenstark“ begeistert dabei und war ganz traurig, dass er nicht mit nach Berlin fahren konnte, weil er in die Schule musste.