Gemeinsam in einem Boot

Die saarländische SSV Oppen e.V. lässt Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Training und Events erleben.

Die SSV Oppen e.V. sorgt für gemeinsamen Spaß beim Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. (Foto: SSV Oppen e.V.)
Die SSV Oppen e.V. sorgt für gemeinsamen Spaß beim Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. (Foto: SSV Oppen e.V.)

„Lauf, Noah, lauf!“, „Das wird eine Superzeit, Michael!“ Mit diesen und anderen lauten Anfeuerungsrufen und rhythmischem Klatschen feuern die zahlreichen Zuschauer die Sportlerinnen und Sportler an, die sich Kilometer um Kilometer durch den kleinen Ort Oppen in der saarländischen Gemeinde Beckingen kämpfen. Eine solche Atmosphäre ist keinem aktiven oder passiven Sportbegeistertem fremd. Doch etwas ist hier grundlegend anders: Die Läufergruppe und diejenigen, die vom Straßenrand aus begeistert mit dabei sind, sind Menschen mit und ohne Handicap. Es spielt keine Rolle, ob jemand behindert ist. Wichtig ist der gemeinsame Spaß am Sport.

Den ermöglicht die Spiel- und Sportvereinigung Oppen e.V. seit rund zehn Jahren. Dafür wurde der Sportverein mit dem Landessieg bei den „Sternen des Sports“ 2013 im Saarland ausgezeichnet. Der Verein hatte sich über die Volksbank Untere Saar eG beworben und darf sich als Gewinner des „Großen Stern des Sports“ in Silber über 2.500 Euro Siegprämie freuen.

Die Maßnahme „Integration von geistig- und körperbehinderten Kindern und Jugendlichen ins Vereinsleben“ hat ihren Anfang im Jahr 2004. Damals bot Jürgen Ehl, Trainer in der Leichtathletik-Sparte bei der SSV Oppen und Vater eines Kindes mit Down-Syndrom, zum ersten Mal ein Training für Kinder mit und ohne Behinderung an.  „Das Angebot wurde sehr bald von so vielen Eltern mit beeinträchtigten Kindern angenommen, dass wir erste integrative Leichtathletik-Wettkämpfe veranstalten konnten“, erinnert sich Ralf Selzer, der Vorsitzende der SSV Oppen.

Zusammen auf dem Treppchen

Dass dabei auch bei den Siegerehrungen nicht unterschieden wird zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten, ist für ihn ein ganz wichtiger Aspekt:
„Das ist ein Zeichen dafür, dass die Leistung der Menschen mit Behinderung denselben Stellenwert hat. Die Teilnehmer erkennen, dass ein Wurf vielleicht nicht so weit ist oder dass es eventuell länger dauert, bis das Ziel erreicht wird, aber das ist so in Ordnung. Jeder, der sieht, wie sich die Kinder freuen können und sich nach dem Wettkampf in den Arm nehmen, freut sich einfach mit“, lacht Ralf Selzer.

Heute sind fast alle Angebote der SSV Oppen integrativ. „Beim Fußball haben wir  einmal in der Woche ein extra Training. Dort spielt auch ein 56-Jähriger mit Behinderung mit“, berichtet Selzer.

An Ideen, um Menschen mit Handicap ins Vereinsleben zu integrieren, fehlte es der Leichtathletiksparte der SSV Oppen nie. So organisierten Ehl und sein Vereinskollege Stefan Speicher die Schullaufmeisterschaften für Förderschulen. Das stieß auf eine enorme Resonanz.  Heute gehört die Schullaufmeisterschaft mit gut 400 Kindern und Jugendlichen aus dem gesamten Bundesland zu den Highlights im Kalender.

„Das ist ein richtiger Wettkampf mit abgesteckter Strecke, großen Eingangstoren und vielen Zuschauern. Für die Kinder ist es ganz toll, das zu erleben. Sie bekommen Medaillen, Urkunden und jede Menge Applaus“, so Ralf Selzer.

Events, die zusammenführen

Mittlerweile gibt es auch die Saarländischen Meisterschaften im  „Fußball für geistig Behinderte“ und die Saarländischen Meisterschaften im „Fußball für Förderschulen Lernen“ und im Mai 2014 ist ein Qualifikationsturnier für „Jugend trainiert für Paralympics“ in Oppen geplant.  „Die Lehrkräfte geben uns ein äußerst positives Feedback und sind froh, dass für Menschen mit einer geistigen Behinderung solche Veranstaltungen angeboten werden“, erzählt Ralf Selzer.

Um sich richtig auf einen Wettkampf vorzubereiten, sind die Menschen mit Handicap für den Verein ganz selbstverständlich in die Trainingsstunden des Mehrsparten-vereins integriert. Über zwanzig Behinderte sind es mittlerweile. „Unser Dorf ist klein; in Oppen leben 1.000 Menschen, und 700 davon sind Mitglieder unseres Vereins“, sagt Ralf Selzer stolz. Beim Halloween-Lauf sind dann fast alle dabei: „Bis zu 600 Läuferinnen und Läufer gehen dort an den Start und absolvieren die Strecke, die von den Oppenern schön gruselig geschmückt ist. Die integrativen Sportevents sind eine Spezialität unserer Leichtathletiksparte“, erzählt Ralf Selzer.

Auch bei den jährlichen Trainingsfahrten der Leichtathleten nach Italien oder Spanien fahren seit über neun Jahren Familien mit geistig behinderten Kindern mit.

Freude stiften

Kleine Gesten können große Wirkung haben. Das ist auch bei der SSV Oppen nicht anders: Die 17-jährigen Mitglieder der Fußballmannschaft waren am Anfang noch skeptisch, ob der Junge mit einer geistigen Behinderung  bei ihnen mitspielen könnte. Doch dann merkten alle, wie viel Spaß das macht. „Zum Geburtstag haben ihn die Spieler mit einer Party beschenkt; das hat den Jungen so gefreut, das er vor Aufregung fast zwei Wochen nicht richtig schlafen konnte“, berichtet der Vereinsvorsitzende, der seit einem Artikel in der Überregionalen Presse über den  Landessieg bei den „Sternen des Sports“ auch privat oft auf die integrative  Arbeit im Verein angesprochen wird.

„Jetzt spüren wir ein Kribbeln, wenn es zur Preisverleihung der ‚Sterne des Sports’ in Gold am 13. Januar nach Berlin geht“, sagt er und fügt hinzu: „Das ist allein schon eine tolle Auszeichnung und wir sind sehr gespannt.“

(Quelle: wirkhaus)


  • Die SSV Oppen e.V. sorgt für gemeinsamen Spaß beim Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. (Foto: SSV Oppen e.V.)
    Die SSV Oppen e.V. sorgt für gemeinsamen Spaß beim Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. (Foto: SSV Oppen e.V.)