Mit Handicap zum Seepferdchen – „Großer Stern des Sports“ in Silber für den Troisdorfer Schwimmverein

Schwimmen für Kinder mit und ohne Handicap (Quelle: Birgit Langel)
Schwimmen für Kinder mit und ohne Handicap (Quelle: Birgit Langel)

Sie hören oft nicht zu und manchmal haben sie Angst davor, ins tiefe Wasser zu schwimmen. Doch wenn die Kinder mit Handicap nach Monaten endlich ihr Seepferdchen verliehen bekommen, herrscht am Lehrschwimmbecken im Bad an der Agger in Troisdorf eine Stimmung wie nach einem Olympiasieg. Beim Troisdorfer Schwimmverein 1923 e.V. „Wasserfreunde Blau-Weiß“ können Kinder und Jugendliche mit körperlichen und/oder geistigen Defiziten Schwimmen lernen. Für sein Projekt „Sportliches Engagement für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung oder einem Defizit“ bekam der Verein von der Landesjury in Nordrhein-Westfalen den „Großen Stern des Sports“ in Silber verliehen.

Seit vielen Jahren engagieren sich die Troisdorfer für Kinder mit Handicap. Zum Club kommen junge Schwimmer mit Down Syndrom oder mit Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen, aber auch Kinder, denen die soziale Kompetenz fehlt, die hyperaktiv sind, Übergewicht haben oder wegen eines Herzfehlers in Behandlung sind. Jeder der jungen Sportler bringt seine eigene Geschichte mit. Darum gehen die Trainer sehr individuell auf die Bedürfnisse der Kinder ein.

Als zum Beispiel der schwer herzkranke Julian sein Silberabzeichen machen wollte, riefen die Trainer sogleich die „mission silver“ ins Leben. Das Training durfte natürlich nicht zu anstrengend sein. Was für ein gesundes Kind selbstverständlich ist, musste bei Julian gut durchdacht und zusammen mit den Eltern abgewogen werden.

Paul legte den Grundstein

Angefangen hatte es im Jahr 2000 mit dem damals neunjährigen Paul. „Paul ist ein Kind mit Down Syndrom aus der Nachbarschaft, das bei uns das Schwimmen erlernen wollte“, berichtet Birgit Langel, erste Vorsitzende des Troisdorfer Schwimmvereins. Obwohl sie schon seit dreißig Jahren Kindern das Schwimmen beibrachte, musste sie nun ganz von vorn anfangen. Weil sie keine therapeutische Ausbildung hatte, plagten sie anfangs Selbstzweifel. Doch schnell bauten die beiden ein Vertrauensverhältnis auf.

Bald merkten die Trainer, „dass nicht nur Paul von uns etwas lernen kann, sondern wir auch von ihm“, so Birgit Langel. „Am Down Syndrom erkrankte Kinder sind oft sehr herzlich und aufrichtig. Und sie haben ein gutes Gespür dafür, wie es einem geht.“ Als Paul schließlich ein paar Monate später als die anderen Kinder sein Seepferdchen gemacht hatte, war die Freude im Club riesengroß. Ein wichtiges Ziel der Wasserfreunde ist es nämlich auch, die Kinder aus der Fördergruppe in die regulären Trainingsgruppen zu integrieren. Eine Maßnahme, die beiden Seiten nützt, weil sie Hemmschwellen überwindet. Für Kinder mit und ohne Handicap wird es so selbstverständlich, einen Teil ihrer Freizeit gemeinsam zu verbringen.

Der Sieg auf der Landesebene der „Sterne des Sports“ ist ein großer Erfolg für den Troisdorfer Schwimmverein. Der Club, der sich bei der Volksbank Rhein-Sieg eG bei den „Sternen des Sports“ beworben hatte, kann nun ein Preisgeld von 3.000 Euro für sich verbuchen. Volksbank-Marketingleiterin Andrea Schrahe war sofort von dem „kleinen, aber feinen Projekt“ überzeugt: „Die Bewerbung war so emotional, die Troisdorfer haben das wirklich verdient.“ Auf dem zweiten Platz reihte sich der SSV Meschede e.V. mit seiner Maßnahme „Schwimmsport und Integration“ ein. Den dritten Rang konnte der TV Germania Ostwig e.V. mit dem Projekt „Jugendliche für Jugendliche - politische und kulturelle Bildung über die Grenzen des Sports hinaus“ erringen. Beide hatten über die Volksbank Sauerland eG am Wettbewerb teilgenommen.

Jetzt reist der Troisdorfer Schwimmverein zur Abschlussveranstaltung der „Sterne des Sports“ in Berlin, wo am 2. Februar 2010 der große „Stern des Sports“ in Gold verliehen wird.


  • Schwimmen für Kinder mit und ohne Handicap (Quelle: Birgit Langel)
    Schwimmen für Kinder mit und ohne Handicap (Quelle: Birgit Langel)
  • Geschafft! Erfolgserlebnis durch Schwimmen (Quelle: Birgit Langel)
    2004 0626Bild0084-kompr