Ein Zuhause geben

Der TuS Xanten 05/22 e.V. aus Nordrhein-Westfalen bringt Menschen aller Nationen seit Jahrzehnten durch den Sport zusammen.

Die Bauchtanzgruppe des TuS Xanten e.V. ist ein Baustein der integrativen Arbeit des Landessiegers aus Nordrhein-Westfalen bei den "Sternen des Sports". (Foto: TuS Xanten e.V.)
Die Bauchtanzgruppe des TuS Xanten e.V. ist ein Baustein der integrativen Arbeit des Landessiegers aus Nordrhein-Westfalen bei den "Sternen des Sports". (Foto: TuS Xanten e.V.)

Wenn Menschen als Fremde in ein neues Land kommen, kann es passieren, dass sie Fremde bleiben. Anders in der nordrhein-westfälischen Stadt Xanten am Niederrhein. „Wir haben immer versucht, die Menschen, die aus anderen Ländern bei uns angekommen sind, mit den Xantenern in Verbindung zu bringen. Sie sollen sich bei uns Zuhause fühlen“, meint Heinrich Gundlach. Er ist seit 35 Jahren Vorsitzender des 2.500 Mitglieder starken Sportvereins TuS Xanten 05/22 e.V.

Für seine vor 25 Jahren ins Leben gerufene Maßnahme „Der integrative Sportverein – Integration durch Sport“ ist der TuS Xanten zum Landessieger 2013 bei den „Sternen des Sports“ in Nordrhein-Westfalen gekürt worden. Der Verein, der sich über die Volksbank Niederrhein eG beworben hatte, darf sich über den „Großen Stern des Sports“ in Silber und 2.500 Euro für die Vereinskasse freuen.

Heinrich Gundlach, kann sich noch gut an den Start erinnern. „Anfang der 90er Jahre haben sich bei uns viele Aussiedler vor allem aus Russland und Polen niedergelassen. Viele von ihnen konnten nicht schwimmen, und aus diesem Grund haben wir Schwimmkurse angeboten“, sagt Heinrich Gundlach, der vor seiner Pensionierung als Lehrer arbeitete und so leichter in Kontakt mit Kindern und Eltern der neuen Einwohner kam. „Wir hatten zum Beispiel Fußball und Handball zu bieten. Weil ich gefragt wurde, ob es nicht die Möglichkeit zum Boxen gäbe, habe ich mich umgehört und es geschafft, einen Trainer zu finden, der eine Boxgruppe aufgemacht hat“, erzählt Heinrich Gundlach.

Anregungen aufgenommen

Der TuS Xanten ist stets nach Möglichkeit auf die Bedürfnisse und Wünsche der Aussiedler eingegangen. So folgten Trainingsgruppen für Kickboxen und Taekwondo, mittlerweile besteht der Verein aus 11 Abteilungen. Die meisten Angebote sind offen, so dass jeder Sportler und jede Sportlerin auch ohne Vereinsmitgliedschaft trainieren kann. „Dadurch sinkt die Hemmschwelle, mitzumachen“, ist sich Heinrich Gundlach sicher.

Was gut ist, spricht sich herum. „Wenn jemand einen Übungsleiterschein machen möchte, dann fördern wir das und übernehmen die Kosten. Es spielt überhaupt keine Rolle, welchen Hintergrund er hat und woher er kommt. In manchen Sparten haben wir mittlerweile Trainer mit Migrationshintergrund“, beschreibt der Vereinsvorsitzende Aspekte, die den TuS Xanten als einen besonders integrativen Sportverein bekannt gemacht haben. „Wir werden manchmal gebeten, als Vermittler zu agieren, um Kontakte zu Migrantinnen und Migranten aufzunehmen“, erzählt Gundlach.

Gemeinsam stark sein

Vernetzung ist seit Jahrzehnten ein großes Thema des TuS Xanten, der mit Schulen, verschiedenen Jugendeinrichtungen, Übergangsheimen, oder unter anderem dem Arbeitskreis Asyl kooperiert. „Von den Netzwerken profitieren alle. Zum Beispiel leihen wir unseren Vereinsbus einmal in der Woche der 'Tafel'. Auf dem Bus ist werbend aufgedruckt,  welche Angebote wir haben“, so Heinrich Gundlach.

Manchmal muss man sich nur etwas einfallen lassen. Um gezielt Mädchen und Frauen ins Vereinsleben zu integrieren,  etablierte der TuS Xanten eine Bauchtanzgruppe, die regen Zulauf findet und an Festivals teilnimmt.
„Außerdem bemühen wir uns gerade verstärkt, Menschen mit Migrationshintergrund für das Ehrenamt zu begeistern. Wenn jemand in seiner Freizeit und unentgeltlich etwa eine Mauer verputzt, dann bringt ihm das eine enorme Anerkennung und stärkt sein Selbstbewusstsein“, sagt Gundlach überzeugt.

Neue Pläne

Der TuS Xanten möchte für alle offen sein. Deshalb gehört es zu seinen Zielen, Menschen mit Migration zu integrieren. „Wir haben einen Anfang gemacht und eine Wohngruppe der örtlichen Lebenshilfe ins Stadion eingeladen, die jedes Heimspiel der Fußballer vom TuS Xanten besucht“, sagt Gundlach und erzählt von Plänen, mit einer Einrichtung für Menschen, die eine kriminelle Vergangenheit haben, Kontakte zu vertiefen. „Diese Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass niemand etwas mit ihnen zu tun haben möchte. Sie sind sehr froh, dass wir auf sie zugehen. Sie nutzen unseren neu gebauten Fitnessraum und spielen gemeinsam mit uns Fußball“, berichtet der Vorsitzende des TuS Xanten.

Heinrich Gundlach ist gespannt auf das Finale der „Sterne des Sports“ am 13. Januar in Berlin. „Das wird sicher großartig. Und außerdem ist Berlin eine tolle Stadt, die ich durch viele Klassenreisen recht gut kenne“, meint der Lehrer im Ruhestand, der innerhalb seines Vereins noch lange nicht in Rente geht.

(Quelle: wirkhaus)


  • Die Bauchtanzgruppe des TuS Xanten e.V. ist ein Baustein der integrativen Arbeit des Landessiegers aus Nordrhein-Westfalen bei den "Sternen des Sports". (Foto: TuS Xanten e.V.)
    Die Bauchtanzgruppe des TuS Xanten e.V. ist ein Baustein der integrativen Arbeit des Landessiegers aus Nordrhein-Westfalen bei den "Sternen des Sports". (Foto: TuS Xanten e.V.)