Mit Geld nicht aufzuwiegen

Sportschützin Manuela Schmermund, Mitglied der Landesjury der „Sterne des Sports“ in Hessen, hält das Ehrenamt in Deutschland für beispielhaft.

Sportschützin Manuela Schmermund wird auch bei den "Sternen des Sports" in Silber 2014 wieder Mitglied der Landesjury in Hessen sein. (Foto: Robin Droste)
Sportschützin Manuela Schmermund wird auch bei den "Sternen des Sports" in Silber 2014 wieder Mitglied der Landesjury in Hessen sein. (Foto: Robin Droste)

Manuela Schmermund gehört seit 1999 zum Kader der deutschen Behinderten-Nationalmannschaft – und das ohne Unterbrechung. Bei den Paralympics 2012 in London holte sie die Silbermedaille im Luftgewehrschießen der Frauen. Zur Zeit trainiert sie für die Weltmeisterschaft im Sportschießen für Menschen mit Behinderung, die vom 17. bis 26 Juli 2014 in Suhl ausgetragen wird. Die „Sterne des Sports“ 2013 hat Manuela Schmermund als Mitglied der Landesjury in Hessen unterstützt.

Liebe Frau Schmermund, waren Sie bei den „Sternen des Sports“ in Silber 2013 zum ersten Mal Jurymitglied in Hessen?

Auch wenn ich vorher schon Erfahrungen bei kleineren Wettbewerben gesammelt habe, sind die „Sterne des Sports“ die erste renommierte Auszeichnung, bei der ich als Jurymitglied aktiv dabei war. Als Sibylle Böckmann vom Genossenschaftsverband mich fragte, ob ich Interesse hätte, bei der Jury mitzumachen, da habe ich sofort zugesagt. Die „Sterne des Sports“ waren mir aber vorher schon ein Begriff, auch weil mein Heimatverein, die Schützengilde Mengshausen, sich über das rein Sportliche hinaus sozial engagiert.

Hatten Sie bei der Sichtung der Bewerbungen für das Landesfinale der „Sterne des Sports“ 2013 schnell einen Favoriten unter den Vereinen?

Bevor ich die Unterlagen vorliegen hatte, habe ich gedacht, dass die Aufgabe nicht so schwer sein kann, weil man mit dem Bewertungsbogen ein Raster an der Hand hat, an dem man sich orientieren kann. Aber als es dann ernst wurde, da ist es mir unheimlich schwer gefallen, die Punkte zu vergeben. Auch weil jede Bewerbung und jede Initiative in ihrer Form einmalig ist, man sie aber trotzdem vergleichen muss. Ich fand es nicht so leicht, der Vielseitigkeit der Ideen und ihrer Unterschiede gerecht zu werden, vor allem weil man am liebsten allen Sportvereinen einen Preis für ihr Engagement geben möchte. Am Ende habe ich mir dann alles in Ruhe durchgelesen und auch selbst noch mal recherchiert, dann eine erste grobe Bewertung für jede Bewerbung vorgenommen, sie verglichen und mich dann für die jeweilige Punktzahl entschieden. Dabei haben sicher auch persönliche Neigungen eine Rolle gespielt, aber weil die Landesjury aus mehreren Personen mit individuellen Einschätzungen und Vorlieben besteht, ist am Ende eine gute Mischung herausgekommen.

Der Landessieg in Hessen ging dieses Jahr an die Sportgemeinde 1886 e.V. Weiterstadt mit ihren DELFI®-Kursen. Dieses Konzept hatte ursprünglich die evangelische Familienbildung unter dem Motto „Denken, Entwickeln, Lieben, Fühlen, Individuell“ entwickelt, die SG Weiterstadt hat es übernommen und an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Welche Aspekte der Bewerbung haben den Unterschied zur Konkurrenz ausgemacht?

Es war eine sehr, sehr enge Entscheidung, aber die Bewerbung der SG Weiterstadt hatte in dem einen oder anderen Punkt einfach mehr Charme als die Konkurrenz, wobei ich damit nichts Negatives über die anderen Bewerbungen sagen möchte. Am Ende hat ganz einfach der Verein gewonnen, der die meisten Punkte von der Jury bekommen hat. So ist das im Sport. Ohne Ranking geht es bei einem Wettbewerb nicht.

Wieviel Zeit haben Sie ingesamt in Ihre Aufgabe als Jurymitglied für die „Sterne des Sports“ in Hessen investiert?

Alles in allem war es wohl ein Aufwand von rund 20 Stunden. Man muss sich ganz darauf einlassen, alles durchlesen, sich Gedanken machen und dann gibt es ja auch noch die gemeinsame Jurysitzung – aber ich finde, das haben die Sportvereine und ihre tollen Bewerbungen auch verdient. Außerdem haben Sibylle Böckmann und das gesamte Team vom Genossenschaftsverband uns wirklich viel Arbeit abgenommen und alles hervorragend organisiert.

Warum ist es aus Ihrer Sicht so wichtig, Breitensportvereinen und ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern mit Auszeichnungen wie den „Sternen des Sports“ eine große öffentliche Bühne zu geben?

Wir haben mit dem Ehrenamt hier in Deutschland etwas, das beispielhaft ist und das andere Länder zum Teil gar nicht kennen. Diese Eigeninitiative, die hinter dem ehrenamtlichern Engagement steht, das ist der besondere Kitt unserer Gesellschaft. Ohne das Ehrenamt würde es gar nicht gehen, weil der Staat die Aufgaben nicht alleine bewältigen könnte, und zwar nicht nur in Zeiten knapper Kassen, sondern weil er mit der Vielschichtigkeit der Herausforderungen einfach überfordert wäre. Die Gesellschaft würde ohne die vielen tausend Menschen, die sich ehrenamtlich und ohne finanziellen Mehrwert engagieren, nicht funktionieren. Als Belohnung bekommt man natürlich trotzdem etwas zurück: das Engagement hat einen emotionalen und persönlichen Mehrwert, weil Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Das ist mit Geld gar nicht aufzuwiegen.

Was würden Sie Sportvereinen raten, die sich bei den „Sternen des Sports“ 2014 bewerben wollen? Was sollten sie bei einer Bewerbung unbedingt beachten?

Neben dem Bewerbungsbogen sollten Sportvereine darauf achten, dass sie gutes Hintergrundmaterial liefern und ihre Initiative umfassend beschreiben. Mir persönlich war zum Beispiel die Nachhaltigkeit des Sportangebots besonders wichtig, also der Nachweis, dass es sich nicht um eine „one summer“-Idee handelt. Die Bewerbung sollte ein Gesamtbild vermitteln, die Struktur der Initiative zeigen, aber auch Pläne und Ziele für die Zukunft beschreiben und etwas zur Motivation sagen. Aber auch Presseberichte sind wichtig, weil sie den Blick von außen auf den Verein zeigen. Schwerpunkte sollen und müssen die Vereine jedoch selbst setzen. Da spielen auch regionale Unterschiede eine Rolle.

Werden Sie sich auch dieses Jahr wieder als Jurymitglied der „Sterne des Sports“ engagieren?

Ja, ich bin gefragt worden, ob ich in der Landesjury von Hessen wieder mitmachen möchte, und ich habe sehr gerne ja gesagt.

Frau Schmermund, herzlichen Dank!

(Quelle: wirkhaus)


  • Sportschützin Manuela Schmermund wird auch bei den "Sternen des Sports" in Silber 2014 wieder Mitglied der Landesjury in Hessen sein. (Foto: Robin Droste)
    Sportschützin Manuela Schmermund wird auch bei den "Sternen des Sports" in Silber 2014 wieder Mitglied der Landesjury in Hessen sein. (Foto: Robin Droste)