"Für mich gibt es in diesem Wettbewerb nur Gewinner"

Der ehemalige Wasserspringer Tobias Schellenberg über seine Funktion als Pate der „Sterne des Sports“ und die Rolle seines Lebens.

Tobias Schellenberg bei den Olympischen Spielen in Athen 2004
Tobias Schellenberg bei den Olympischen Spielen in Athen 2004

Doppel-Europameister, Vizeweltmeister und Silber bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen im Synchronspringen vom 3-Meter-Brett sowie zahlreiche Einzelerfolge: Tobias Schellenberg gehört zu den erfolgreichsten Wasserspringern Deutschlands. 2008 hat der Berliner seine aktive Karriere beendet. 2013 war er für die Berliner Volksbank eG erstmals als Pate und Juror des Wettbewerbs „Sterne des Sports“ im Einsatz.

Tobias Schellenberg, wie kam es dazu, dass Sie sich für die „Sterne des Sports“ engagieren?

Eigentlich recht unspektakulär. Die Anfrage erreichte mich über den Olympiastützpunkt Berlin. Ich gebe zu, dass ich bis dato die „Sterne des Sports“ nur vom Namen her kannte. Als ich mich dann näher damit beschäftigte, war sofort klar, dass ich dabei sein will. Meinen ersten Einsatz hatte ich dann bei der Jurysitzung Ende August. Von insgesamt 45 eingereichten Bewerbungen waren zehn in der Endrunde und ich war begeistert von den vielen innovativen Ideen, dem sozialen Engagement der Vereine und der Vielfältigkeit ihrer Angebote.

Wie lief die Jurysitzung aus Ihrer Sicht ab, war die Entscheidungsfindung schwer?

Wir hatten Bewerbungen aus vielen verschiedenen Themenbereichen und Sportarten auf dem Tisch. Und es wurde deutlich, dass die einzelnen Jurymitglieder ganz individuelle persönliche Vorlieben und Ambitionen haben. Klar, es gibt Menschen, deren Herz schlägt für den Fußball, andere sind dem Kampf- oder Wassersport zugetan. Was folgte war aber eine konstruktive Entscheidung nach dem Mehrheitsprinzip. Es gibt ja für die Bewertung Richtlinien und so konnten wir uns am Ende einigen. Ich fand besonders gut, dass neben den drei Erstplatzierten an drei weitere Vereine jeweils ein vierter Platz vergeben wurde, so dass es keinen Verlierer gab. Die finale Entscheidung der gesamten Jury entsprach übrigens genau meiner persönlichen Reihenfolge.

Der „Große Stern des Sports“ in Silber 2013 in Berlin ging an den Wander-Segler-Verein 1922 e.V. aus Spandau. Was hat Sie persönlich an dieser Bewerbung begeistert?

Mir gefällt die Idee des Vereins unglaublich gut, die Vereinsarbeit generationsübergreifend zu gestalten. Es ist ein toller Ansatz, alle Vereinsmitglieder einzubeziehen. Normalerweise ist es oft so, dass die Jungen über die Alten schimpfen und andersrum. Hier sind die Spandauer mit ihrer Idee, junge Leute und Rentner sprichwörtlich gemeinsam ins Boot zu holen, vielen anderen Vereinen einen großen Schritt voraus.

Welche Bedeutung hat ein Wettbewerb wie die „Sterne des Sports“ für die Sportvereine?

Das Engagement der Vereine gäbe es auch, wenn es keine Preise gäbe. Gerade bei der Nachwuchsarbeit und der Gewinnung neuer Mitglieder ist in den Sportvereinen Kreativität gefragt. Es geht überall darum, die Leute zu halten und möglichst viele Neue zu bekommen. Heißt: hier folgen die Vereine einem ganz natürlichen Instinkt. Aber durch Wettbewerbe wie die „Sterne des Sports“ wird genau dieses Engagement gewürdigt und in die Öffentlichkeit getragen. Dadurch werden auch andere – vielleicht kleinere – Vereine auf den Wettbewerb aufmerksam und motiviert. Denn am Ende gewinnt ja nicht die Bewerbung, die am besten aussieht, sondern die beste Idee. Dass der Wettbewerb „Sterne des Sports“ hier in der Hauptstadt durch die Berliner Volksbank initiiert wird, sehe ich stellvertretend dafür, wie wichtig die Förderung der Sportvereine durch die örtliche Wirtschaft ist. Und bei den „Sternen des Sports“ wird diese Aufmerksamkeit ja bundesweit weiter getragen.

Ihre aktive Sportler-Laufbahn haben Sie 2008 beendet. Wie geht es Ihnen heute, was machen Sie?

Ich bin in der besonderen Situation, dass ich den Sport und meinen jetzigen Beruf vereinen konnte. Derzeit mache ich eine Ausbildung zum Psychotherapeuten für Kinder-und Jugendliche. Ich arbeite für die Björn Schulz-Stiftung im Kinderhospiz Sonnenhof und bin dort für die Geschwister-Betreuung zuständig. Das heißt, ich kümmere mich um die Geschwister der schwerst und unheilbar kranken Kinder unserer Einrichtung. Diese Arbeit liegt mir besonders am Herzen, denn die Geschwisterkinder müssen ziemlich viel zurück stecken. Meist haben ihre Eltern für sie weniger Zeit und Energie, was durchaus verständlich ist. Hier kümmern wir uns.

Ein Mal wöchentlich gehe ich mit den Kindern zum Wasserspringen. Ich habe diese Idee 2007 entwickelt und sie geht auf: hier stehen die Kinder selbst im Mittelpunkt. Einen Tag lang können sie die Sorgen um ihre kranken Geschwister vergessen, lachen und auch Ängste verarbeiten. Denn sie lernen gleichzeitig andere Kinder kennen, denen es genauso geht. Diese Arbeit erfüllt mich und gleichzeitig kann ich natürlich meine Erfahrungen als Wasserspringer weitergeben.

Privat bin ich glücklich verheiratet und Vater von zwei Söhnen, acht und vier Jahre alt. Das ist die schönste und wichtigste Rolle in meinem Leben.

Tobias Schellenberg, vielen Dank für das Gespräch.

(Quelle:wirkhaus)


  • Tobias Schellenberg bei den Olympischen Spielen in Athen 2004
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  • Tobias Schellenberg als Trainer und Betreuer für Geschwister schwerst und unheilbar kranker Kinder für die Björn-Schulz-Stiftung (Bilder: privat)
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