Superhelden mit Netz und ohne Spinne: Die Behindertensportabteilung des TSG Reutlingen ist baden-württembergischer Landessieger 2008

"Mittendrin im Reutlinger Altstadtlauf" (Quelle: TSG Reutlingen)
"Mittendrin im Reutlinger Altstadtlauf" (Quelle: TSG Reutlingen)

Als Dr. Martin Sowa sich vorstellt, sagt er Sowa wie Sofa, nur mit w. Passender wäre aber Sowa wie Superheld. Denn der Leiter des Behindertensports des TSG Reutlingen und seine Abteilung sind so etwas wie schwäbische Spidermen. Sie sind für den Bereich Netzwerken mit einem „Großen Stern des Sports“ in Silber ausgezeichnet worden.

Eine landesweite Vernetzung für den Behindertensport haben der Sonderpädagoge und sein Team für ihr Bundesland geschaffen. Seit über 30 Jahren bauen sie ein sportliches Utopia auf mit einem bunten Kursangebot für Menschen mit geistiger- und Mehrfach-Behinderung. Sie kooperieren mit anderen Vereinen, Schulen, Werkstätten oder Wohngruppen und arbeiten eng mit der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen zusammen, deren Absolventen ihre Ideen gerne mitnehmen.

Ein Domino-Effekt, der vom Verein durchaus beabsichtigt ist. So wird das Netz täglich dichter. Allein in Baden-Württemberg ist der TSG Reutlingen in allen vier Regierungsbezirken Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen feinmaschig vernetzt. Auch das Zusammenwirken und Netzwerken mit „nicht-behinderten“ Vereinen nimmt zu. Diese treten mittlerweile selbst an die Behindertensportabteilung des TSG Reutlingen heran. Laufveranstaltungen wie „Zieh dir den Schuh an“ gemeinsam mit einem der größten Laufvereine der Region Igel (IGL) Reutlingen oder der Altstadtlauf erfreuen sich steigender Teilnehmerzahlen.

Das Ziel von Martin Sowa und seinem Team war es stets, Menschen mit Behinderung ein lebenslanges Sporttreiben zu ermöglichen. Heute zählen 477 Mitglieder, 43 verschiedene Sportgruppen incl. 14 Psychomotorik Gruppen zum TSG Reutlingen. Die Teilnehmer kommen aus allen Altersgruppen zwischen 4 und 83 Jahren. Das Angebot der Abteilung umfasst Bewegungsspiele, Schwimmen, Leichtathletik, Tischtennis, Triathlon und vieles mehr. Regelmäßig werden Wanderungen, Freizeiten, sowie Sport- und Spielfeste, Wettkämpfe und Turniere veranstaltet.

„Man muss die eigene Sichtweise erweitern und sich nicht an einem traditionellen Sportverständnis wie schneller höher weiter orientieren. Ausgangspunkt ist immer der Mensch mit Behinderung. Wie kann ich aus seinen Fähigkeiten etwas Neues für eine Sportart kreieren?“ So tritt laut Martin Sowa anstelle von Konkurrenzdenken ein natürliches und selbstverständliches Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten. Aus seiner langjährigen Tätigkeit im Behindertensport hat er ein Konzept für das Land Baden-Württemberg erarbeitet.

Das Schöne am Training für und mit geistig behinderten Menschen scheint das Überschreiten von Regeln, das Gestalten neuer Spielformen zu sein. Manchmal entstehen komplett neue Varianten, die sowohl für Nichtbehinderte als auch Behinderte spielbar sind. Kreativ sein zu müssen, ist ein hoher Motivationsfaktor.

Die Leitung der Behindertensportabteilung des TSG Reutlingen wäre schon sein Traumberuf, verrät Martin Sowa, der die Arbeit für seinen Verein wie seine Kollegen – ganz Superhelden eben - ehrenamtlich macht und im Grunde von seiner Berufung spricht. Die Bewerbung für die „Sterne des Sports“ hat die Abteilung bei der Volksbank Reutlingen eingereicht. Bei der feierlichen Abschlussgala am 26. Januar 2009 in Berlin wird dem Verein vielleicht der „Große Stern des Sports“ in Gold ins Netz gehen.


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