Elf Freundinnen müsst ihr sein - der 1. FC Ohmstede gewinnt den "Großen Stern des Sports" in Silber

Vier Freundinnen des 1.FC Ohmstede (Foto: 1. FC Ohmstede)
Vier Freundinnen des 1.FC Ohmstede (Foto: 1. FC Ohmstede)

Was Mädchenfußball auf sportlichem Terrain so alles bewirken kann, ist jedem spätestens seit den herausragenden Erfolgen der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft klar. Dass Mädchenfußball aber auch auf sozialer Ebene einiges leisten kann, beweisen seit einiger Zeit die Mädchen des 1. FC Ohmstede aus Oldenburg im Weser Emsland. Ihr vorbildliches Projekt „Aus dem Abseits ins Leben“, das sich nachhaltig für die Integration von jungen Migrantinnen einsetzt, wird nun vom Deutschen Olympischen Sportbund und den Volksbanken Raiffeisenbanken mit dem „Großen Stern des Sports“ in Silber ausgezeichnet.  

Der Sportplatz des 1. FC Ohmstede befindet sich inmitten eines sogenannten Brennpunkts in der „Rennplatz-Siedlung“, einem Sozialwohnungsbau mit mehr als 1.200 Menschen unterschiedlicher Herkunft in 450 Wohnungen. Die Bewohner stammen aus Russland, den südosteuropäischen Staaten oder der Türkei. Es sind Kurden, Sinti oder Roma, die hier ein Zuhause gefunden haben. Hier leben sie wie die meisten Deutschen in der Mehrzahl von Sozialhilfe. Die meisten unfreiwillig, wie viele alleinerziehende Mütter, die vor unklaren Sorgerechts- und Unterhaltsproblemen stehen.

Die Jugendhilfeplanung schätzt dieses Einzugsgebiet als problembelastet ein: Nur 21% aller hier von staatlicher Hilfe lebender Kinder und Jugendlichen sind Mitglied in einem Sportverein und ein knappes Drittel der hier lebenden Eltern kann seinen Kindern keine Sportvereinsmitgliedschaft ermöglichen. In diesem Milieu engagiert sich der FC Ohmstede nun seit Mitte der 80er Jahre mit seinem besonderen Angebot, dass sich an alle Mädchen aus der Rennplatz-Siedlung und darüber hinaus richtet. Das besondere daran: Vereinsübungsleiter sowie im Verein ausgebildete Fußballassistentinnen gehen direkt in die Schulen und leiten dort AGs, in denen sie die Mädchen für den Fußballsport begeistern. Das erleichtert vielen Mädchen mit Migrationshintergrund den Einstieg in den organisierten Sport.  

Das Interesse vieler Mädchen beim 1. FC Ohmstede mitzumachen, konnte so geweckt werden. Seit Vereinsgründung ist der Zulauf unverändert groß, innerhalb der letzten sechs Jahre haben sich sieben neue Mädchenmannschaften gebildet. Möglicher Grund: Hier bemüht man sich um die Mädchen und respektiert ihre Herkunft. Für den Verein bedeutet Integration nicht Assimilation, sondern vereintes Fairplay. Das zeigt auch der Fall Rümeysa: Die B-Jugendliche ist die erste kopftuchtragende Spielerin, nachdem sich der Verein beim DFB für sie eingesetzt hat.

Alljährlich organisiert der Verein zusätzlich ein großes Mädchenfußballturnier für alle Oldenburger Grundschulen: Mehr als 230 Kickerinnen aus den Klassen drei und vier jagen dann das Runde ins Eckige. Organisiert von den jugendlichen Mädchen selbst ist dieses Event bundesweit einzigartig. Aber auch innerstädtisch gab es bereits weitreichende Akzente. In Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister und der Gleichstellungsbeauftragten wurde die Initiative MICK – Mädchen kicken mit – ins Leben gerufen. Mit ihr sollen auch andere Vereine motiviert werden, Mädchenmannschaften aufzubauen. Dank MICK haben bereits sieben Schulen Mädchenfußball-AGs gegründet und die Vereine TSV Oldenburg, TUS Bloherfelde, TUS Eversten und SV Eintracht eigene Mädchenmannschaften gestartet. Das kommunale Projekt fand sogar Nachahmer: In Osnabrück mit der Maßnahme „Kick it in Osna“, in Delmenhorst mit „Mädchen am Ball“ und Wilhelmshaven und Bremen mit den „Kicking Laureus Girls“.

Die beispielhafte Idee des 1. FC Ohmstede trägt Früchte: Das Niedersächsische Innenministerium greift das erfolgreiche Fußball-Integrations-Konzept auf und setzt es an inzwischen an über 20 Standorten in ganz Niedersachsen um. Im Jahr 2006 setzten der DFB und die Universität Osnabrück das Projekt „Soziale Integration von Mädchen durch Fußball“ an zehn Standorten in Deutschland fort. Und 2009 wurde das Ohmstedter Modell als einziges Sportprojekt im Rahmen von zehn best-practice-Beispielen in der Integrationspolitik durch die Bundesregierung gewürdigt. Die integrative Maßnahme, die in Oldenburg klein gestartet ist, wird zu einem bundesweiten Erfolgsmodell, dass die Integrationsminister-, die Sportminister- und die Kultusministerkonferenzen mittlerweile allen Bundesländern zur Umsetzung empfehlen.


  • Vier Freundinnen des 1.FC Ohmstede (Foto: 1. FC Ohmstede)
    Vier Freundinnen des 1.FC Ohmstede (Foto: 1. FC Ohmstede)