Selbst das Pferd sieht fröhlich aus, das da den Planwagen über die Landstraße zieht, vollbesetzt mit Kindern, die mit der Sonne um die Wette strahlen. Die Mädchen und Jungen haben sich gerade im Kletterwald ausgetobt und freuen sich schon auf den Eisbecher, der gleich auf sie wartet. Ein Tag, der Kinder glücklich macht.
Die Kinder auf dem Pferdewagen können nicht immer solch unbeschwerte Zeiten erleben. Sie alle haben einen Bruder oder eine Schwester, der oder die an Krebs erkrankt ist. „Wenn ein Kind die Diagnose Krebs erhält, bringt das fast immer den Alltag der Familie sehr durcheinander. Für die Geschwister des kranken Kindes bleibt dann oft nur sehr wenig Raum“, erzählt Ortrud Burk. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Weimarer Bowlingfüchse 04 e.V.
Kleiner Verein mit großem Engagement
„Deshalb hat unser Verein den 'Geschwistertag' initiiert, an dem die Brüder und Schwestern krebskranker Kinder im Mittelpunkt stehen“, sagt Ortrud Burk. Mit dieser Maßnahme haben sich die Weimarer Bowlingfüchse über die VR Bank Weimar eG bei den „Sternen des Sports“ beworben und sind Landessieger in Thüringen und Gewinner des mit 2.500 Euro dotierten „Großen Stern des Sports“ in Silber geworden.
„Unser Verein ist mit 34 Mitgliedern – davon 20 Erwachsenen - relativ klein. Es gibt uns seit rund zehn Jahren, und wir haben unser Augenmerk immer nicht nur auf den Sport, sondern auch auf soziale Belange gelegt“, berichtet Ortrud Burk. Das Thema Krebs spielte schon lange eine Rolle im Verein, zunächst als ein alljährlich stattfindendes Gedächtnisturnier für ein an der Krankheit verstorbenes Vereinsmitglied.
„Daraus haben sich seit dem Jahr 2010 Benefiz-Turniere entwickelt, deren Erlös wir 2011 erstmalig der Kinderkrebsstation des Klinikums Erfurt gestiftet haben. Doch uns reichte die Scheckübergabe nicht, wir wollten uns für etwas engagieren, bei dem wir uns stärker einbringen konnten“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende.
Deshalb luden die Weimarer Bowlingfüchse den Vorsitzenden der “Elterninitiative leukämie- und tumorerkrankter Kinder Suhl/Erfurt“ ein, der sie über die Arbeit der Initiative informierte und dem Verein einen Einblick in das Leben krebskranker Kinder und ihrer Angehörigen gab. Für den Weimarer Sportverein stand schnell fest, dass er gern mit der Elterninitiative zusammenarbeiten wollte. Inzwischen hat es seit 2012 drei „Geschwistertage“ gegeben, weitere sind fest eingeplant.
„Wir laden dann die Geschwister krebskranker Kinder und Kranke in Therapiepause ein, um für einen Tag mit uns auf andere Gedanken zu kommen“, so Ortrud Burk. Dabei sind die Besuche etwa eines Museumsdorfes, eines 3D-Kinos oder die Stunden auf der Bowlingbahn echte Highlights für die Mädchen und Jungen. Kinder, die aufgrund ihrer Krankheit nicht dabei sein können, dürfen sich im Krankenhaus über Geschenke freuen, die die Weimarer Bowlingfüchse ihnen überreichen.
Hauptakteure dieser Erlebnistage sind dabei die Jugendlichen des Sportvereins. „Wir merken, wie sehr unsere Kinder dadurch an sozialer Kompetenz gewinnen. Und außerdem haben alle gemeinsam viel Spaß. Wir vergessen an den 'Geschwistertagen' auch einfach mal die Krankheit“, freut sich Ortrud Burk.
Finanziert werden die „Geschwistertage“ durch externe Spender, aber auch durch die schon erwähnten Benefiz-Turniere, die sogenannte Atrium-Cups. Das Atrium ist ein Weimarer Einkaufszentrum, in dem sich auch die Trainings- und Wettkampfanlage der Bowlingspieler befindet. Viele der Geschäfte des Hauses konnten als Sponsoren gewonnen werden. „Die Meldungen über den Landessieg in Zeitungen, im Radio und im Fernsehen haben uns bekannter gemacht. Das erleichtert hoffentlich die weitere Sponsorensuche und überzeugt diejenigen, die wir schon gewonnen haben, uns weiterhin zu unterstützen. Das kann uns helfen, unsere Maßnahme auf Dauer weiterzuführen und langfristig auszubauen“, so die engagierte Vereinsfrau.
Die Weimarer Bowlingfüchse suchen immer nach Möglichkeiten, sich zu engagieren. Gerade erst haben sie beispielsweise die Patenschaft für ein krebskrankes Kind aus ihrer Stadt übernommen.
„Natürlich waren wir überrascht vom Landessieg“, sagt Ortrut Burk. „Wir haben uns schon allein über die Teilnahme gefreut, aber als wir dann auf das Treppchen steigen konnten, war das für uns alle eine ganz tolle Sache. Auf das Finale am 13. Januar in Berlin sind wir jetzt gespannt wie Flitzebögen!“
(Quelle: wirkhaus)
